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Kolumne # 675 vom 30.11.2013: Herren über Krieg und Frieden

30.11.13 (von maj) Mußte John F. Kennedy sterben, weil er die CIA und das Militär unter seine Kontrolle bringen wollte?

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 278 – 30. Nov./1. Dez. 2013

Im Römischen Reich der Antike lebten viele Menschen in der Illusion, der Imperator sei allmächtig und allein sein Wille regiere und kontrolliere das Reich. In Wahrheit aber wachte die Prätorianergarde über das Imperium. Sie waren als Eliteeinheit des römischen Heeres darauf eingeschworen, den amtierenden Herrscher zu beschützen. In der Geschichte des Römischen Reiches kam es jedoch nicht selten vor, daß eben jene Prätorianer den Imperatoren töteten, wenn er ihnen nicht mehr genehm war und ein anderer Politiker – oder gelegentlich auch jemand aus ihren eigenen Reihen – an seine Stelle treten sollte.
Was haben diese Vorgänge nun mit dem vor 50 Jahren ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy zu tun? Ein machtvolles Geflecht aus regierungstreuen Medien und Wissenschaftlern verbreitet in den USA seit Jahren die Lüge, Kennedy sei von dem »Einzeltäter« Lee Harvey Oswald erschossen worden. Damit soll jeder Gedanke verhindert werden, hinter dem Mord könnte eine Verschwörung stecken. Gleichzeitig soll der Verdacht auf »ausländische Elemente« gelenkt werden, allen voran Kuba, um Regierungsinstitutionen aus der Schußlinie zu nehmen. Denen ging es darum, Kennedy zu stoppen, weil er dabei war, ihre Macht und Privilegien zu beschneiden.
In seinem Buch »Kennedy – The Classic Biography« beschreibt Autor Ted Sorenson Kennedys Entschlossenheit, sowohl die Central Intelligence Agency (CIA) als auch das militärische Establishment unter seine Kontrolle zu bringen. Er zitiert eine vertrauliche Quelle, wonach Kennedy gesagt haben soll: »Nach meiner Wiederwahl werde ich diese Agentur in tausend Stücke zerschlagen.« Glaubt jemand, daß die CIA mit ihren beträchtlichen Erfahrungen darin, Staatsstreiche zu inszenieren, Regierungschefs zu ermorden und Kriege vom Zaun zu brechen, auch nur einen Moment gezögert hätte, sich einer Bedrohung wie Kennedy zu entledigen? Es war jedoch vor allem der Wissenschaftler und Aktivist Noam Chomsky, der sich in seinem 1993 erschienenen Buch »Rethinking Camelot – JFK, the Vietnam War, and U.S. Political Culture« von dieser Vorstellung löste. Er führte an, Kennedy und die ihn umgebenden Intriganten seien kriegsbejahende Falken gewesen, die mit den CIA-Methoden globaler Aufstandsbekämpfung völlig übereinstimmten. Chomsky führt weiter aus, die liberalen Medien hätten um Kennedy eine mythische Aura nach Art von König Artus’ Hof Camelot errichtet, um die imperiale Realität von Kennedys Verantwortung für Mordanschläge und heimtückische Interventionen im Ausland zu verdecken.
Viele Angehörige der US-Eliten verwiesen auf angebliche ausländische Täter wie die Kubaner, statt Kennedys Mörder im Inland zu suchen. Clara Nieto hingegen erinnert in ihrem hervorragenden Buch »Masters Of War« an eine Zeit, in der Jean Daniel, Journalist der französischen Tageszeitung L’Express, nach einem Interview mit Kennedy als dessen geheimer Emissär eine vertrauliche Botschaft an Kubas Revolutionsführer Fidel Castro überbrachte. Die Botschaft enthielt lobende Worte über Castro und das Eingeständnis jahrelanger Irrtümer der USA bei der Unterstützung des früheren kubanischen Diktators Fulgencio Batista. Später schrieb Daniel, Kennedys Worte hätten das Interesse Fidel Castros geweckt. Castro hätte Kennedy geschätzt und ihn wegen seines Vorstoßes für eine friedliche Koexistenz zwischen beiden Nationen als »den größten US-Präsidenten seit Abraham Lincoln« bezeichnet. Als Castro drei Tage später erneut mit Daniel zu einem Mittagessen zusammentraf, erfuhr er von der Ermordung Kennedys im texanischen Dallas. Castro sei über den Mordanschlag sichtlich schockiert gewesen und habe erklärt, dies werde Auswirkungen auf Millionen Menschen überall auf der Welt einschließlich Kubas haben. Dies, so Castro zu Daniel über Kennedy, sei »das Ende seiner Friedensmission«.
Die Prätorianer, vermeintliche Beschützer des Imperators, hatten ihn gemeuchelt. Sie hatten ihn im Auftrag der Herren über Krieg und Frieden, der Rüstungsindustrie, des Geheimdienstapparates und der paranoiden Rechten und Antikommunisten umgebracht. Sie hatten ihn getötet, um seinen künftigen Nachfolgern unmißverständlich klarzumachen, wer im Imperium wirklich die Macht hat.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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