Kolumne # 678 vom 21.12.2013: Amoklauf als Alltag
21.12.13 (von maj) Von Schülern angerichteten Massakern in Schulen haben Politiker nur Phrasen entgegenzusetzen
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 296 – 21./22. Dez. 2013
Erneut ist in den USA ein junger Mensch bewaffnet in eine Schule eingedrungen, um zu töten und niemals wieder nach Hause zurückzukehren. Der Vorfall ereignete sich im US-Bundesstaat Colorado, wo schon 1999 ein Massaker an einer Schule viele Tote forderte. Die jetzt betroffene Arapahoe High School liegt nur wenige Kilometer entfernt von der Columbine High School von Littleton, in der damals zwei Jugendliche zuerst zwölf Mitschüler und einen Lehrer und dann sich selbst erschossen.
In der Arapahoe-Schule machte vergangene Woche ein 18jähriger Schüler Jagd auf einen Lehrer, der jedoch gewarnt wurde und rechtzeitig aus dem Gebäude fliehen konnte. In seinem Frust feuerte der Teenager wütend um sich, verletzte dabei zwei Schüler leicht und eine Mitschülerin schwer. Dann richtete er die Waffe gegen sich selbst und starb.
Es gab eine Zeit, in der solche Ereignisse noch Schockreaktionen hervorriefen, aber das ist lange her. Amokläufe gehören in den USA heute schon fast zum normalen Alltag, sind etwas, das eben passiert und dem man bestenfalls noch eine gewisse Tagesaktualität abgewinnen kann.
Kann sich überhaupt jemand vorstellen, wie tief der Haß bei einem jungen Menschen sitzen muß, daß er sich zu einer solchen Tat hinreißen läßt? Daß es fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Überfall eines Amokschützen auf die Sandy-Hook-Grundschule in Newtown, Connecticut, passierte, bei dem am 14. Dezember 2012 in kurzer Zeit sechs Erwachsene und 20 Kinder getötet wurden, beweist wie substanzlos die Antwort der Nation auf das ungeheuerliche Blutbad war, das unter diesen Kindern angerichtet wurde.
Genau vor einem Jahr schrieb ich über die inhaltsleeren Phrasen, die von Politikern nach dem Massaker von Newtown gedroschen wurden. So wird sich im wesentlichen nichts ändern in diesem Land, in dem Waffen wie Götzen angebetet werden.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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