Kolumne # 681 vom 11. 01.2014: Leben lassen
11.01.14 (von maj) Beschäftigte von Restaurantketten fordern Mindestlohn von 15 US-Dollar
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 9 – 11./12. Januar 2014
Kürzlich haben in den USA in etwa hundert Städten Arbeiterinnen und Arbeiter von Restaurantketten für einen Mindestlohn demonstriert. Die Konzernmedien ließen sofort ihre Kampfhunde auf sie los, die ihre Zähne fletschten und sich in den Waden der Protestierenden verbissen, weil die es gewagt hatten, einen Lohn zu fordern, der zum Leben reicht.
Für viele waren diese Proteste eine Offenbarung, denn in den meisten Schnellrestaurants ist der Grad gewerkschaftlicher Organisierung äußerst gering, was bedeutet, daß die dort Arbeitenden von ihren Bossen nach Lust und Laune gefeuert werden können, aus was für Gründen auch immer. Die meisten von ihnen können von ihren mageren Löhnen kaum ihre Miete zahlen und satt werden. Deshalb kämpfen sie für höhere Löhne, die ihnen ein Existenzminimum bieten.
1996 wurde der Mindestlohn landesweit auf 7,25 US-Dollar die Stunde festgesetzt (oder 290 US-Dollar die Woche). Wer von diesem Einkommen eine vierköpfige Familie versorgen muß, liegt damit unter der landesweiten Armutsgrenze. Deshalb fordern die Arbeiter jetzt einen Mindestlohn von 15 US-Dollar die Stunde.
Wie vorherzusehen war, wurden die Kampfhunde von der Kette gelassen, um zwei grundsätzliche Botschaften in die Landschaft zu bellen: Das Gastronomiegewerbe würde jungen Leuten Arbeitsplätze bieten, die gerade erst in die Arbeitswelt einsteigen. Und die meisten Restaurants würden nicht kostendeckend arbeiten und könnten es sich deshalb nicht leisten, solche Löhne zu zahlen.
Interessante Argumentation. Wenn Sie das nächste Mal ein Franchise-Restaurant betreten, schauen Sie einmal genau hinter die Theke. Dann werden Sie feststellen, daß dort zumeist Männer und Frauen arbeiten, die im Herbst ihres Lebens stehen, mit grauem oder schütterem Haar, faltigem Gesicht und Brillen mit starken Gläsern.
Zum zweiten Argument wäre zu sagen, daß Franchise-Unternehmen wie McDonald’s, Hardee’s, Subway und Kentucky Fried Chicken zu den größten solcher Ketten des Landes gehören. McDonald’s betreibt beispielsweise über 32000 Filialen, Subway über 34000. McDonald’s hat 2011 über 24 Milliarden US-Dollar eingenommen und steht auf Platz 111 der Konzerne in den Vereinigten Staaten. Mit anderen Worten: Die Geschäfte laufen gut.
Es gibt noch einen weiteren Grund dafür, warum die Erhöhung des Mindestlohns auf 15 US-Dollar die Stunde sinnvoll ist: Weil dann die Wirtschaft von der Basis her angekurbelt wird. Die massiven staatlichen Rettungsaktionen nach der großen Rezession von 2008 bis 2009 sind kläglich gescheitert, weil die Konjunktur dadurch nicht angeregt wurde. Es wurden nur die Vermögenswerte der Reichen gesichert, denen es fernlag, ihren Reichtum zu teilen. Sie hockten sich drauf und häuften noch mehr an. Die Banken wurden gerettet, aber nicht die Leute.
Wenn arme Menschen und Werktätige mehr Geld bekommen, dann bringen sie es nicht zur Bank, sondern kaufen sich dafür, was sie brauchen. Wir müssen uns einfach klarmachen, daß wir es mit einer konsumgetriebenen Binnenwirtschaft zu tun haben. Es ist höchste Zeit, den Mindestlohn anzuheben. Und fünfzehn Dollar die Stunde sind die Untergrenze, die als akzeptabel erachtet werden könnte.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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