Kolumne # 697 vom 3.05.2014: Geschäft ist Geschäft
03.05.14 (von maj) Kriegshetze gegen Ukraine und Rußland: Es geht um Milliardenprofite
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 102 – 3./4. Mai 2014
Mit Erstaunen werden wir derzeit Zeugen davon, wie Gesichter und Stimmen, die wir mit vergangenen Kriegen identifizieren, die Kanäle der Konzernmedien zurückerobern. Sie machen angesichts der gegenwärtigen Ereignisse um die Ukraine und Rußland lauthals Stimmung dafür, in der US-Außenpolitik wieder stärker die Muskeln spielen zu lassen.
Diese Politiker haben sich mit ihrem Kriegswahn in den Feldzügen gegen Afghanistan und Irak als völlig unfähig erwiesen, die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. Statt dessen haben sie nicht nur die überfallenen Länder, sondern auch ihr eigenes Land in Katastrophen gestürzt, die jeder Beschreibung spotten. Und heute erdreisten sich dieselben Kriegstreiber schon wieder, mit markigen Worten zu weiteren Aggressionen aufzupeitschen.
Das einzige, was ihnen dabei noch fehlt, sind aufgenähte Firmenlogos, wie sie von Autorennfahrern auf ihren Overalls getragen werden. Mit denen könnten sie auf ihren feinen Anzügen für Lockheed, Boeing oder andere Rüstungskonzerne Werbung machen. Diese Herren dienen keiner Partei – ihnen geht es nur um Profit. Wurden sie gestern noch als Neocons verdammt, wachsen ihre Macht und ihr Einfluß in der gegenwärtigen Phase des ungezügelten Neoliberalismus weiter, und sie ziehen alle Register auf ihren Propagandakanälen.
Der republikanische US-Präsident und ehemalige Fünfsternegeneral Dwight D. Eisenhower warnte zum Ende seiner Amtszeit am 17. Januar 1961 in seiner an die Nation gerichteten Abschiedsrede vor dem »immens großen militärischen Establishment« und einer expandierenden Waffenindustrie. Er erklärte: »Wir in den Institutionen der Regierung müssen uns vor unbefugtem Einfluß – beabsichtigt oder unbeabsichtigt – durch den militärisch-industriellen Komplex schützen. Das Potential für die katastrophale Zunahme fehlgeleiteter Kräfte ist vorhanden und wird weiterhin bestehen.«
Als Eisenhower diese Worte aussprach, war ich ein Junge von gerade einmal sieben Jahren, deswegen habe ich daran keine konkrete Erinnerung. Mir scheint jedoch, daß auch die Angehörigen der älteren Generation sich nicht mehr daran erinnern. Für sie und erst recht für jüngere Leute sind die Worte verstorbener Präsidenten genauso wenig spannend wie Artikel in Zeitungen von gestern.
Das Imperium sieht seine eigentliche Aufgabe darin, Geschäfte zu machen. Milliardenprofite werden damit erzielt, die im Afghanistan- und im Irak-Krieg eingesetzten und verlorengegangenen Waffenbestände wieder aufzufüllen. Weitere Milliarden werden mit Waffenverkäufen an repressive Staaten verdient. Dort werden Armeen ausgerüstet, die bekanntermaßen die Feinde ihrer eigenen Bevölkerung sind. Ob die dafür verantwortlichen Kräfte Neocons oder Neoliberale heißen, ist letztlich egal. Geschäft ist Geschäft.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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