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Kolumne # 705 vom 28.06.2014: Falle für Obama?

28.06.14 (von maj) Einsatz von Militärberatern im Irak gefährlich. Schon im Vietnamkrieg starb ein US-Sozialprogramm

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 147 – 28./29. Juni 2014

Nach den Meldungen über die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, 300 als »militärische Berater« bezeichnete Angehörige der Spezialkräfte der US-Armee zurück in den Irak zu entsenden, werden wir möglicherweise bald Zeugen einer neuen Phase des Irak-Krieges. Dieser Krieg, so war uns versichert worden, sei »zu Ende«, nachdem ein Großteil der US-Kampftruppen aus dem Land abgezogen worden war. Obama konnte deshalb vor aller Welt erklären, damit sei eines seiner wichtigsten Wahlversprechen erfüllt und ein höchst unpopulärer Krieg beendet worden. Aber die erstaunlichen Erfolge der Aufständischenarmee »Islamischer Staat im Irak und in der Levante« (ISIL bzw. ISIS) und ihre Besetzung von über einem Drittel des irakischen Territoriums, verbunden mit dem krassen Scheitern und der Korruption der völlig unfähigen irakischen Regierung Nuri Al-Malikis, öffneten Tür und Tor für eine Entwicklung, die viele nicht mehr für möglich gehalten hätten.
Vor mehr als einem halben Jahrhundert, als in Südvietnam Wahlen stattfinden sollten, räumten Beschlüsse der Vereinten Nationen Ländern, die in der Region ihre Interessen verfolgten, die Möglichkeit ein, in begrenzter Zahl Truppen für »friedenssichernde Maßnahmen« in das Land zu entsenden. Der 2010 verstorbene US-Historiker Howard Zinn schrieb darüber sinngemäß in seinem Buch »Eine Geschichte des amerikanischen Volkes«, daß es den USA nach den Vorschriften der Genfer UN-Vereinbarung von 1954 erlaubt gewesen sei, 685 Militärberater nach Südvietnam zu schicken. US-Präsident Eisenhower habe jedoch heimlich einige tausend entsandt. Unter Kennedy sei die Truppenstärke dann auf 16000 angestiegen, von denen viele in Kampfhandlungen eintraten. Doch die Niederlage des Marionettenregimes von Ngo Dinh Diem war nicht aufzuhalten. Weite Teile des ländlichen Südvietnam standen zu dieser Zeit bereits unter der Kontrolle lokaler Kräfte, die in der Nationalen Befreiungsfront (NLF) organisiert waren. Weiter schreibt Zinn über den Sommer 1963, noch bevor das Jahr sich dem Ende zuneigte, sei Diem von putschenden Generälen Südvietnams, die im Auftrag der CIA handelten, gestürzt und ermordet worden.
Die damalige Kritik an Diem ähnelt auf verblüffende Weise jener, die die USA heute am irakischen Ministerpräsidenten Nuri Al-Maliki üben. Damals wie heute nimmt das US-Imperium für sich unbestritten das Recht in Anspruch, allein darüber zu entscheiden, wer die Regierung anderer Länder stellt und wer nicht.
Was wird passieren, wenn fünf, zehn oder zwanzig dieser sogenannten Militärberater bei ihrem Einsatz im Irak getötet oder verwundet werden? Wenn beispielsweise ein mit Militärberatern vollbesetzter US-Militärhubschrauber von Aufständischen mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen wird? Dann wird US-Präsident Obama sich vielleicht eingestehen müssen, daß er in eine Falle getappt ist, so wie der frühere US-Präsident Lyndon B. Johnson im Dschungel Südvietnams in eine Falle getappt ist, wo nicht nur vietnamesische Bauern und US-Soldaten starben, sondern Johnson auch sein mit großen Hoffnungen verbundenes sozialpolitisches Reformprogramm der »Great Society« begraben mußte.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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