Kolumne # 725 vom 10.11.2014: Gefahr für neoliberale Herrschaft
10.11.14 (von maj) In Mexiko haben die Proteste gegen die brutale, terroristische Polizei und die korrupte Regierung an Stärke zugenommen
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 260 – 10. November 2014 / Link zum Artikel in junge Welt - Bitte HIER klicken!
Gefahr für neoliberale Herrschaft
Mexiko steht in Flammen – im bildlichen wie im wortwörtlichen Sinne. Denn wie die jüngsten Proteste gezeigt haben, sind dort Tausende junge Leute derart gegen ihre korrupte Regierung aufgebracht, dass sie in Chilpancingo das Rathaus und den Sitz der Provinzregierung des Bundesstaats Guerrero anzündeten. Warum setzten sie diese Gebäude in Brand? Weil sie den Verantwortlichen deutlich machen wollten, dass es ihnen ernst ist mit ihrer ultimativen Forderung, umgehend Aufklärung zu erhalten über den Verbleib von 43 Studenten, die von korrupten Polizisten verschleppt worden waren.
Am 26. September 2014 war es in Iguala, Guerrero, zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Studenten gekommen, in deren Verlauf die Polizisten das Feuer auf drei Busse eröffneten. Darin saßen Lehramtsstudenten, die auf der pädagogischen Hochschule Ayotzinapa im ländlichen Südwesten Mexikos studieren. Drei Studenten und drei Passanten wurden bei der Polizeiaktion getötet und 25 Menschen verletzt.
43 dieser Studenten wurden in Polizeitransporter geworfen und an einen unbekannten Ort gebracht. Sie sind seit diesen Ereignissen »verschwunden«. Es vergeht kein Tag, an dem es nicht zu neuen Demonstrationen, Protestaktionen und Autobahnblockaden kommt, mit denen die sichere Rückkehr der 43 gefordert wird.
Die Proteste gegen die brutale, terroristische Polizei und die korrupte Regierung haben an Stärke zugenommen, wie die jüngsten Ereignisse gezeigt haben. Am 22. Oktober sind Hunderttausende in Mexiko und vielen Ländern der Welt für die Rückkehr der Verschleppten auf die Straße gegangen.
Diese 43 Studenten stammten aus verschiedenen ländlichen Regionen Mexikos, wo Kindern armer Campesinos eine bessere Schulbildung geboten wird und sie die Möglichkeit erhalten, sich zu Lehrern ausbilden zu lassen. Mexiko steht jedoch – genauso wie die USA – unter dem Einfluss des Neoliberalismus, dem es darum geht, diese in den 1930er Jahren zum Wohle der Landarbeiterkinder gegründeten Schulen wieder abzuschaffen. Warum? Weil diese Schulen als Gefahr für die uneingeschränkte Herrschaft des Neoliberalismus verstanden werden, denn dort wird den Kindern beigebracht, kritisch zu denken und zu hinterfragen, wohin sich diese Welt entwickelt.
Die neoliberale Regierung Mexikos hat darauf mit Massakern durch die Polizei und dem Verschleppen Dutzender Studenten geantwortet. Trotzdem gehen die Proteste weiter und entwickeln sich militanter denn je zuvor.
Es ist interessant und bezeichnend, dass vor Monaten, als Islamisten der Gruppe Boko Haram in Nigeria 200 Mädchen entführten, die westliche Welt und ihre Medien empört aufschrien. Als jetzt aber korrupte und brutale Polizisten in Mexiko Studenten massakrierten, 43 von ihnen entführten und sich weigerten, Angaben zu ihrem Verbleib zu machen, da hüllte sich die neoliberale Konzernpresse in Schweigen. Doch in Mexiko lautet die Parole »La lucha sigue!« – der Kampf um die Aufklärung des Schicksals der »verschwundenen« Studenten geht weiter.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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