Kolumne # 738 vom 9.02.2015: Kuss des Todes
09.02.15 (von maj) Drohnen und Bomben der US-Luftwaffe bringen Tag für Tag Tod über jemenitische Zivilisten, die von der US-Regierung als »Extremisten« angesehen werden
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 33 vom 9. Februar 2015: Bitte HIER klicken!
Kuss des Todes
An den Ende Januar erfolgten Rücktritten von Jemens Staatspräsident Abed Rabbo Mansur Hadi, Ministerpräsident Chaled Baha und des gesamten Regierungskabinetts werden die Grenzen der USA deutlich, ihren Verbündeten ausreichende Unterstützung zukommen zu lassen. Die jüngste Entwicklung zeigt aber auch die zunehmende Stärke der Rebellen, die sich gegen die jemenitische Zentralregierung aufgelehnt haben. Die Rebellenmilizen entstammen den vorwiegend schiitischen Huthi-Klans und sind Gefolgsleute des Geistlichen und Begründer des Aufstands, Hussein Badreddin Al-Huthi, der im Juni 2004 von jemenitischen Sicherheitskräften umgebracht worden sein soll (Vor allem westliche Medien bezeichnen diese Milizen nach ihrem früheren Anführer als »Huthis«, sie selbst nennen ihre Organisation »Ansarollah«, »Kämpfer Gottes«; jW). Die Huthi-Milizen brachten vor gut zwei Wochen die Residenz des Präsidenten in der Hauptstadt Sanaa unter ihre Kontrolle und hielten Hadi tagelang gefangen, bis er auf ihre Forderungen einging. Unter Hausarrest und von der Außenwelt isoliert entschieden sich Hadi und seine Getreuen, die Macht an die Milizen zu übergeben.
Die im Südwesten der arabischen Halbinsel gelegene Republik Jemen blickt auf eine sagenumwobene Geschichte zurück. Erinnert sich noch jemand an die Königin von Sheba? Sie wird im Alten Testament der Bibel und im Koran erwähnt. Sheba soll das um 1200 vor und 250 nach Beginn unserer Zeitrechnung existierende Königreich Saba gewesen sein, von dem Jemen ein Teil war.
Jemen ist auch der ursprüngliche Sitz des Bin-Laden-Klans, der aus der heiligen Stadt Tarim im Tal des Wadi Hadramaut stammt. Seit Jahren schon steht Jemen im Fadenkreuz des von den USA ausgerufenen »Krieges gegen den Terror«. Drohnen und Bomben der US-Luftwaffe bringen Tag für Tag Tod über jemenitische Zivilisten, die von der US-Regierung als »Extremisten« angesehen werden. Wie die Enthüllungsplattform Wikileaks aufdeckte, hat der frühere jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh eingeräumt, US-Angriffe in seinem Land als Angriffe der jemenitischen Armee zu vertuschen. Gegenüber dem ehemaligen CIA-Direktor und US-General David Petraeus erklärte er: »Wir werden weiterhin sagen, dass es unsere Bomben sind, nicht Ihre«. Ab Januar 2011 kam es auch in Jemen zu Protesten im sogenannten arabischen Frühling, die auch Salehs politische Karriere beendeten.
Verbündeter der USA zu sein, so scheint es, ist für ein Land gleichbedeutend damit, den Todeskuss zu erhalten, weil die enge Verbundenheit mit Washington grundsätzlich zur Folge hat, dass in der Bevölkerung ein abgrundtiefer Hass geweckt wird.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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