Kolumne # 772 vom 5.10.2015: Angriff auf Revolutionär
05.10.15 (von maj) Dhoruba Bin Wahad, ein Revolutionär, der zeit seines Lebens in der schwarzen Befreiungsbewegung gekämpft hat, wurde auf einer Veranstaltung der New Black Panther Party (NBPP) bewusstlos geschlagen
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 230 vom 5. Oktober 2015: Bitte HIER klicken!
Angriff auf einen Revolutionär
Warum schlägt jemand einen 71 Jahre alten Mann zusammen? Diese Frage schoss mir durch den Kopf, als ich von der brutalen Attacke auf den ehemaligen Black Panther Dhoruba bin Wahad hörte. Ihm war genau das passiert, als er in Atlanta, Georgia, eine Rede vor Mitgliedern der New Black Panther Party (NBPP) halten wollte.
Es ist noch unklar, was der genaue Grund für den Angriff auf ihn war, aber das Ergebnis ist bekannt: Bin Wahad, ein Revolutionär, der zeit seines Lebens in der schwarzen Befreiungsbewegung gekämpft hat, wurde bewusstlos geschlagen, wobei er einen mehrfachen Bruch seines Unterkiefers erlitt. Er wurde jedoch nicht einfach nur geprügelt oder geboxt, er wurde förmlich zusammengeschlagen, und seine Angreifer ließen nicht von ihm ab und traktierten ihn noch mit Fußtritten, als er schon am Boden lag.
Warum wird ein alter Mann derart zusammengeschlagen? Wer tritt auf einen 71jährigen Veteranen der schwarzen Befreiungsbewegung und ein ehemaliges Mitglied der berühmten »Black Panther 21« ein? (Die 21 Black Panthers standen 1971 in New York vor Gericht, jW) Wer tut so etwas? Offenbar waren es Mitglieder der New Black Panther Party, wobei die NBPP nicht mit der historischen Black Panther Party verwechselt werden sollte, wie der Angriff auf Bin Wahad zeigt.
Nach dem Wortlaut einer im Internet kursierenden Erklärung der NBPP soll Bin Wahad ihren bis 2014 amtierenden Anführer, Malik Zulu Shabazz, »bedroht« haben. Wie das Dokument belegt, kam es zu dieser Bedrohung also nicht während der NBPP-Versammlung, sie soll vielmehr schon einige Zeit zurückliegen. Auf der öffentlichen Veranstaltung soll es eine Auseinandersetzung darüber gegeben haben, an welchem Punkt der Veranstaltung Bin Wahad Redezeit eingeräumt wird. Aber auch das würde noch lange nicht die Attacke auf diesen Veteranen rechtfertigen, der für seine Aufgeschlossenheit bekannt ist.
Bin Wahad wirkte seit seiner Jugend als Revolutionär, und er musste fast 20 Jahre in den Kerkern des Bundesstaates New York ausharren, bevor seine Verteidigung mittels freigegebener Akten aus dem Giftschrank der US-Bundespolizei FBI das Unrecht beweisen konnte, das ihm durch Prozess und Verurteilung zu lebenslanger Haft widerfahren war.
Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis führte Bin Wahad seinen Kampf für die Freiheit der Schwarzen fort und setzte dazu seine Talente als Autor, Organisator und Initiator von Kampagnen ein. Man konnte jederzeit auf ihn, seine scharfsinnigen Analysen und seinen prinzipientreuen Widerstand gegen die erbarmungslosen Angriffe des Systems auf schwarzes Leben zählen – und das schon Jahre, bevor die »Black Lives Matter«-Bewegung auf den Plan trat. Dass Bin Wahad nun einen solchen Angriff von Mitgliedern der NBPP erleiden musste, zeigt, dass für manche Leute der Schutz schwarzen Lebens in keiner Weise zählt. Nicht, wenn man die Chance hat, einen 71 Jahre alten Mann bewusstlos zu schlagen.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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