Kolumne # 798 vom 4.04.2016: Die Lüge vom Drogenkrieg
04.04.16 (von maj) Beim »Krieg gegen Drogen« ging es der US-Regierung nicht wirklich um Drogen. Es ging um Politik. Gemäß dem Ausspruch von Mao Tse Tung: »Politik ist Krieg ohne Blutvergießen.« / Aktueller Nachtrag zur Petition für den erkrankten jW-Autor Mumia Abu-Jamal
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 78 vom 4. April 2016: Bitte HIER klicken!
Die Lüge vom Drogenkrieg
Wenn junge Leute in diesen Tagen den Namen von John Ehrlichman hören, können sie damit nichts mehr verbinden. Wer jedoch die 1960er und frühen 1970er Jahre bewusst erlebt hat, dem ist der Name wohlbekannt, und er bringt ihn mit einigen berüchtigten Ereignissen in Zusammenhang. Ehrlichman war damals ein hochrangiger Mitarbeiter im Stab des Weißen Hauses und enger Berater des früheren US-Präsidenten Richard M. Nixon. Er gehörte zu den »White House Plumbers« und damit zu einem Kreis von Nixon-Mitarbeitern, die im Mittelpunkt des Watergate-Skandals standen (die »Klempner« des Weißen Hauses waren eine von Nixon zusammengestellte Spezialtruppe von verdeckt arbeitenden Ermittlern, die »Löcher stopfen« sollten, durch die Geheiminformationen wie die »Pentagon Papers« über den Vietnamkrieg an die Öffentlichkeit gelangt waren; jW).
Wenn es heute bei der Nennung des Namens von Ehrlichman bei manchen klingelt, dann liegt das auch an Enthüllungen, die das Harper’s Magazine vor mehr als 22 Jahren auf der Basis von Ehrlichmans Aussagen veröffentlichte. Er sprach damals ganz offen über die politischen Machenschaften, die hinter dem »Krieg gegen Drogen« steckten, den die Nixon-Regierung Anfang der 1970er Jahre inmitten der heißen Auseinandersetzungen um den Vietnamkrieg begonnen hatte.
Laut Ehrlichman war der »Krieg gegen Drogen« ein »politisches Instrument«, um zwei radikale Strömungen der Gesellschaft auszuschalten: organisierte Schwarze und »Kriegsgegner-Hippies« (die Jugendbewegung der damaligen Zeit). Dieser »Krieg« war ein politischer Trick, um die beiden Gruppierungen polizeilich verfolgen zu können, ohne dass es nach außen den Anschein hatte. Und das funktionierte hervorragend. Bewaffnet mit dem korrumpierten »Gesetz« konnte die Polizei ungehindert Türen eintreten, Wohnungen durchsuchen und massenhaft Menschen verhaften. Und das alles im Namen der guten Sache, die Gesellschaft »von der Geißel der Drogen zu befreien«. Ehrlichman zu Harper’s: »War uns klar, dass wir logen über die Drogen? Natürlich war uns das klar!«
Jahrzehnte nachdem Presse, Gerichte und die Intelligentsia der Nation diese verlogene und schändliche Kampagne gutgeheißen hatten, kam die Wahrheit ans Tageslicht. Es ging nicht wirklich um Drogen. Zu keiner Zeit. Es ging um Politik.
Von Mao Tse Tung stammt der Ausspruch: »Politik ist Krieg ohne Blutvergießen.« Der Wahrheitsgehalt dieser Worte ist heute besonders eindringlich. Weil der verdammte »Krieg gegen Drogen« – in Wahrheit ein Krieg gegen die Armen, die Schwarzen, die Radikalen und Hippies – ganze Bevölkerungsgruppen ins Abseits stellte, indem er das menschenfressende Ungeheuer des weltweit größten Gefängnissystems schuf und unzählige Seelen in die hassverseuchten Löcher und Schattenwelten der Knäste und des Todes warf.
Dieser Krieg, der bis heute in Städten und Wohnquartieren im ganzen Land andauert, war eine üble List von Richard »Tricky Dick« Nixon und wurde von den Mächtigen in Staat und Polizei bereitwillig umgesetzt, um den einen Zweck zu erfüllen, den Ehrlichman gegenüber Harper’s eingestand: »Wir wussten, dass wir es nicht für illegal erklären konnten, wenn jemand gegen den Krieg oder ein Schwarzer war. Aber indem wir die Öffentlichkeit dazu brachten, die Hippies mit Marihuana und die Schwarzen mit Heroin zu verbinden, konnten wir beide Gruppierungen kriminalisieren und zerschlagen« – Gruppierungen im Widerstand gegen den Staat. Weil er jedoch auf einer Lüge basierte, war der »Krieg gegen Drogen« bereits verloren, bevor er begonnen wurde.
(Übersetzung: Jürgen Heiser)
Nachtrag: Der Gesundheitszustand von jW-Kolumnist Mumia Abu-Jamal ist wegen seiner unbehandelten Hepatitis-C-Infektion weiterhin besorgniserregend schlecht. Möglichst viele Unterschriften unter eine Petition, die dem Gouverneur von Pennsylvania am 22. April überreicht wird, sollen helfen, die medizinische Behandlung für Abu-Jamal und weitere zehntausend betroffene Gefangene durchzusetzen:
Link zur Petition: http://iacenter.org/prisoners/mumia/maj-petition032116/Bitte HIER klicken! (jh)
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