Kolumne # 835 vom 19.12.2016: Willkommen im Trumpismus
19.12.16 (von maj) Das NAFTA-Abkommen führte dazu, dass Kandidaten aus dem Hause Clinton in Wahlbezirken mit einer starken Arbeiterschaft, wie in den US-Bundesstaaten Ohio, Michigan and Pennsylvania, heute keine Chance mehr auf einen Sieg haben
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 293 vom 19. Dezember 2016: Bitte HIER klicken!
Willkommen im Trumpismus
Mit der Wahl des Immobilientycoons Donald Trump ist eine neue Zeit angebrochen. Die Wirtschaftseliten haben es nicht länger nötig, politische Marionetten zu wählen, die ihre Staatsgeschäfte erledigen. Heutzutage kaufen, schmieren oder lügen sich die Kapitalisten einfach selbst an die Schalthebel der politischen Macht.
Eldridge Cleaver (1935–1998), Informationsminister der »Black Panther Party«, sagte einmal sinngemäß, dass der Faschismus in den USA nicht mit Hakenkreuzen, sondern im Stil des alten patriotischen Liedes »Yankee Doodle« singend und amerikanische Fahnen schwenkend daherkäme. Was ist Faschismus? Als gängige politische Definition gilt, dass es die Vereinigung der Konzerne mit dem Staat ist.
Aus nackter Angst und gnadenloser Unwissenheit haben die Wähler der Vereinigten Staaten von Amerika im November für eine neue politische Realität gestimmt. Und obwohl es lange Zeit so aussah, als würde sich die Republikanische Partei durch die Selbstzerfleischung ihrer Kandidatenriege in den Abgrund stürzen, war es am Ende die Demokratische Partei, die eine Präsidentschaftswahl verlor, bei der ihr ursprünglich ein leichter Sieg prophezeit worden war. Die führenden Köpfe der Partei, die den Sturz des rebellischen Vorwahlkandidaten Bernard »Bernie« Sanders herbeiführten, mögen auch für das Scheitern bei der Wahl im November verantwortlich sein. Denn mit Hillary Clinton stellten sie erneut eine Spitzenkandidatin jenes Familienclans auf, der wegen der ruinösen Auswirkungen des unter Expräsident William Clinton verabschiedeten Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA böse Erinnerungen wachruft.
Das NAFTA-Abkommen führte dazu, dass Kandidaten aus dem Hause Clinton in Wahlbezirken mit einer starken Arbeiterschaft, wie in den US-Bundesstaaten Ohio, Michigan and Pennsylvania, heute keine Chance mehr auf einen Sieg haben. Ironischerweise waren viele von denen, die für den designierten US-Präsidenten Donald Trump gestimmt haben, selbst Nutznießer der von der Regierung William Clintons durchgesetzten Verschärfungen der Strafgesetze. Denn diese hatten zur Folge, dass beispielsweise in Pennsylvania Dutzende von Gefängnissen in eher dünn besiedelten ländlichen Gebieten errichtet und in manchen Gegenden sogar zum wichtigsten Arbeitgeber wurden.
Ich wette, dass mehr als 90 Prozent der Gefängniswärter nicht für die Familie Clinton stimmten, der sie ihre sicheren Jobs verdanken, sondern für deren Widersacher Donald Trump! Nicht einmal dem sehr beliebten Präsidenten Barack Obama war es vergönnt, Hillary Clinton über die Ziellinie zu tragen, weil sein eigener Einfluss nicht mehr stark genug war. Willkommen im neuen Faschismus, auch bekannt als Trumpismus, der die extremsten rassistischen und nationalistischen Kräfte in diesem Land entfesseln wird. Denn genau das meint Trumps Parole »America first«, »Amerika zuerst«. Unschwer zu erraten, wer wohl die Letzten sein werden.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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