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»Die Mauern zwischen uns einreißen« – Zu Mumia Abu-Jamals Kolumnen in der Tageszeitung junge Welt

14.10.24 (von ivk-jw) Seit dem 16. Dezember 2000 – also nunmehr im 24. Jahr – erscheint die wöchentliche Kolumne des 1982 in Philadelphia zum Tode verurteilten US-Journalisten Mumia Abu-Jamal in der junge-Welt-Wochenendausgabe (seit Herbst 2014 in der Montagsausgabe; seit März 2022 in unregelmäßiger Reihenfolge). Seit dem 17. Dezember 2011 befindet er sich nicht mehr im Todestrakt, weil seine Strafe in lebenslange Haft umgewandelt wurde (siehe Berichterstattung auf der Hauptseite von »Freedom Now!«). Aber Mumia bleibt weiter unser wichtigster Korrespondent aus dem gefängnisindustriellen Komplex der USA. [Seine Postadresse befindet sich am Ende des Artikels]

Es ist kein Zufall, daß gerade junge Welt als einzige Zeitung in Deutschland (aber auch weltweit) über einen so langen Zeitraum wöchentlich dem im Todestrakt (und jetzt im »Normalvollzug«) weggesperrten unbequemen Journalisten Mumia Abu-Jamal ein Forum bietet, in dem er seine politischen Kommentare zum Zeitgeschehen zur Diskussion stellen kann. Die Tageszeitung junge Welt zeigt damit, daß sie nicht nur ein Organ zur Herstellung von Gegenöffentlichkeit ist – bis in die Todestrakte hinein –, sondern sie sorgt auch dafür, daß ein Kollege, der wegen seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen in den USA aus dem Weg geräumt und jetzt bis an sein Lebensende weggeschlossen werden soll, erst recht öffentlich das Wort ergreifen kann.
Wer etwas über die Arbeitsbedingungen Mumia Abu-Jamals erfahren möchte, sollte sich noch einmal das Interview ansehen, das ich mit ihm gemacht habe und das wir anläßlich seiner am 16. August 2008 veröffentlichten 400. Kolumne unter dem Titel »Mumia Abu-Jamal im Gespräch: ›...die Mauern zwischen uns einreißen‹« in junge Welt dazu veröffentlicht haben:
Für junge Welt bitte HIER klicken!.
Interview auf Freedom Now: Bitte HIER klicken!

Dieses Interview zeigt, daß die Mauern des Todestrakts vieles erschwerten, daß sie aber nicht verhindern konnten, daß Mumia in seiner Zelle schreibt und daß seine Manuskripte auf unterschiedlichsten Wegen zu uns gelangen.
Wichtig ist dabei, daß die Kolumnen in junge Welt auch für Mumia als jW-Autor eine besondere Bedeutung haben. Sie stimmen manchmal mit dem überein, was von ihm als gesprochene Kommentare auf www.prisonradio.org auf Englisch nachzuhören ist, aber oft weichen sie in der schriftlichen und eben manchmal für die deutschen LeserInnen auch neubearbeiteten Form davon ab. Manchmal müssen seine commentaries, die bestens für das Radio geeignet sind, auch für die Veröffentlichung in einer Tageszeitung redaktionell geringfügig bearbeitet werden. Aber da ist Mumia ganz Profi, der weiß, daß so etwas üblich ist. Und vor allem wollte er nie anders behandelt werden als seine Kolleginnen und Kollegen draußen. Ihm ist jede Eitelkeit in dieser Frage fern. Einige der in den über neunzehn Jahren in junge Welt veröffentlichten Kolumnen hat es nie auf anderen Plattformen etc. gegeben, weil er sie ausdrücklich für jW geschrieben hat.
Daß Mumia gerade seine deutschen LeserInnen am Herzen liegen, weil er aus dem deutschsprachigen Raum seit 1988/89 beharrliche und starke Unterstützung erhält, hat er in dem oben angeführten Interview erklärt. Auf die Frage, ob seine Kolumnen »der Weg [sind], wie Sie am Anfang gesagt haben, die Mauern zwischen drinnen und draußen niederzureißen...« antwortete er:
»Darum geht es mir, und es ist im Zusammenhang mit meinen Kolumnen in junge Welt ein weiterer wichtiger Punkt. Ich bekomme vielleicht nicht täglich, aber alle zwei Tage Briefe und Postkarten aus Deutschland. Es berührt mich sehr, daß Leute sich die Zeit nehmen, meine Artikel zu lesen. Nicht ganz zufällig schaue ich gerade auf meine Kolumne in der Wochenendausgabe der jW vom 19./20. Juli 2008 mit dem Titel ›Dr. Watsons Genlabor‹.
Frage: Wie ist das möglich?
Antwort: Vor einer Stunde wurde mir meine Post ausgehändigt, und dabei war diese Ausgabe von junge Welt, die ich in Händen halte. Jemand aus Deutschland hat sie mir zugeschickt.
Frage: Sie können also die eigenen Artikel auch in Deutsch lesen?
Antwort: Ja, so gut ich kann. Mein Deutsch habe ich mir selbst beigebracht.«
[Ende des Auszugs aus dem Interview]
Mumia liest also seine deutschen Kolumnen selbst, wenn sie die Knastzensur passieren konnten, und verbessert damit u.a. seine Deutschkenntnisse. Und er hilft uns, die Vorgänge der Innen- und Außenpolitik der USA und des Westens und der weltweiten Gegenbewegungen mit wachem Geist zu buchstabieren und trägt so mit dazu bei, daß wir Schritt für Schritt gemeinsam unseren politischen Analphabetismus überwinden und »...die Mauern zwischen uns einreißen«.
Deshalb meine/unsere Bitte: Lest, verbreitet und diskutiert Mumias Kolumnen. Sie sind in junge Welt oder hier auf der Website unter NEWS-MUMIAS KOLUMNEN (anklicken!) zu finden. (Für die, die kein Online-Abo der jW abgeschlossen haben, posten wir den Text auch extra noch in voller Länge unter dem Link. Ein jW-Onlineabo ist nicht teuer und ratsam, weil darin auch der Zugang zum jW-Archiv bis 1997 zurück enthalten ist!)
Die Verbreitung der Mumia-Kolumnen ist nur eine Möglichkeit, langfristig die Mauern der Todestrakte und des gesamten gefängnisindustriellen Komplexes einzureißen. Aber nicht die schlechteste, weil sie gleichzeitig Verbindungen von drinnen nach draußen und wieder nach drinnen schafft und damit die eigentliche und unzerschlagbare Basis der engültigen Abschaffung der Todesstrafe und der Isolationshaft und Zwangsarbeit hinter Mauern.
Solidarische Grüße,
Jürgen Heiser
Übersetzer von Mumia Abu-Jamals Kolumnen

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Mumia Abu-Jamal #AM8335
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