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Kolumne 915 vom 23.07.2018: Trumps Amerika

23.07.18 (von maj) Der US-Präsident ist einer längst vergangenen Zeit verhaftet

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 167 vom 23. Juli 2018: Bitte HIER klicken!

Trumps Amerika
In der politischen Realität verhält sich US-Präsident Donald Trump auf der Weltbühne genauso dreist und unbedacht, wie er uninformiert ist. Er bewegt sich im globalen Raum wie ein Elefant im Porzellanladen, und egal, wie er sich auch dreht und wendet, hinterlässt er Zerstörung und Konfusion. Seine politischen Ansichten stammen vom untersten Bodensatz der US-amerikanischen Rechten. In ihnen zeigt sich der verzweifelte Ruf nach einer Rückkehr in die Vergangenheit, in die »good ol’ days«, die gute alte Zeit der 1950er Jahre, als der weiße Mann noch uneingeschränkt die Welt beherrschte und der Rest des Planeten den Mund zu halten hatte.

Der milliardenschwere Immobilientycoon Trump verdankt seine Wahl zum 45. US-Präsidenten im wesentlichen der Reaktion von Teilen der Gesellschaft auf die zwei Amtszeiten seines Vorgängers Barack Obama, des ersten afroamerikanischen US-Präsidenten. Deshalb meint Trump, die Tatsache, dass er ein Weißer ist, reiche aus, und es bedürfe keiner durchdachten politischen Konzepte seinerseits. Denn was die betrifft, muss man auch realistisch sehen, dass er gar keine hat – abgesehen von seinem betrüblichen Anliegen, sich in längst vergangene Zeiten eines »großen Amerika« zurückzuwünschen.

Was das Wesen Trumpscher Politik ausmacht, wird am besten durch den US-Komiker Donald Rickles (1926–2017) illustriert. Denn wie Rickles in seinen Stand-up-Auftritten schlagfertige und gehässige Beleidigungen kultivierte, mit denen er sein Publikum oder Prominente attackierte, so steht auch Trump für ein politisches Auftreten mit Beleidigungen gegenüber seinen Gesprächspartnern. Wo immer er auch bei seinen Auslandsreise öffentlich spricht, beleidigt er seine Gastgeber oder Teilnehmer politischer Treffen, oder er lässt seine Beleidigungen den Begegnungen mit ihnen folgen. So attackierte er jüngst Großbritanniens Premierministerin Theresa May, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron. Die Europäische Union sieht Trump als »Gegner« der USA an, und nur die Russische Föderation unter Präsident Wladimir Putin verdiene seiner Meinung nach Respekt, weil ihr Staatschef ein »starker Mann« sei.

Es mag einige überraschen, aber es ist die reine Wahrheit, dass Trump die wahrhaftigste Verkörperung »Amerikas« ist – das Gesicht der Vereinigten Staaten von Amerika. Sein zur Schau gestellter grimmiger Blick, seine verachtungsvolle Miene im Umgang mit Repräsentanten anderen Länder – ja, genau das ist Trumps »Amerika«. Es verbreitet Furcht vor Fremden, ist kleinkariert, engherzig und angeberisch. Will nichts zu tun haben mit dem großstädtischen, geistreichen und gebildeten »Amerika« eines Barack Obama. Das »amerikanische Imperium« des Donald Trump braucht keine Verbündeten und keine Freunde. Was es braucht, sind lediglich verachtenswerte Gegner, demütige Bittsteller, treue Statthalter und reiche Kolonien.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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