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Kolumne 934 vom 3.12.2018: Kultur des Chaos

03.12.18 (von maj) Die Politik von US-Präsident Donald Trump ist von Gefühlen geleitet. Das Resultat sind ständige Richtungswechsel wie bei einer Fahne im Wind

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 281 vom 3. Dezember 2018: Bitte HIER klicken!

Kultur des Chaos
Die Vereinigten Staaten von Amerika sind ein komplizierter Flecken Erde, und unsere Welt ist eine sehr komplexe Welt. Ein Land wie die USA zu regieren, ein solches Imperium anzuführen, erfordert Weisheit, Einsichten in seine innere Beschaffenheit und ein gehöriges Quantum des Wissens wahrlich kluger Köpfe. Aber selbst wenn all das einigermaßen gegeben ist, gibt es keine Garantien dafür, dass alles gutgeht. Genau das hat das ungeheure Debakel des Krieges gegen Saddam Husseins Irak gezeigt. Der Krieg gegen den Irak, den die US-Regierung unter Präsident George W. Bush am 20. März 2003 mit Luftangriffen auf die Hauptstadt Bagdad begann, war in der Nachfolge der Anschläge vom 11. September 2001 von Gefühlen getrieben. Von Gefühlen getriebene Politik kann jedoch in einem Desaster enden, wie das Beispiel bewiesen hat.

Die heutigen Vereinigten Staaten werden von einem Präsidenten geführt, der sich ständig von Gefühlen leiten lässt. Hass und Groll zeichnen die Politik seiner Regierung aus. Der Präsident handelt aus gesteigerter Selbstbezogenheit und produziert damit am laufenden Band unsichere Verhältnisse. Wie bei einem Kind können seine Stimmungslagen vom Höllenfeuer rasender Wut in die eisige Kälte eines Gletschers umschlagen. Seine emotionale Politik ändert sich ständig und führt letztlich zu einer instabilen Situation.

US-Präsident Donald Trump ist wie eine Wetterfahne. Er weht im Wind und niemand weiß, in welche Richtung er sich im nächsten Moment drehen wird. Alle, die ihm dabei nicht widerspruchslos folgen, erklärt er zu seinen Feinden. Den Rest macht er zu Dienern seines sprunghaften Verstandes.

Auf dessen Auswüchse schaut die Welt inzwischen mit Staunen. Vor ein paar Wochen trat Trump mit seiner »Realityshow« vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf. Mitten in seiner Ansprache, die wohl eher eine Wahlkampfrede für die zu Hause bevorstehenden Zwischenwahlen war, brach die Versammlung in lautes Gelächter aus. Sie lachte aber nicht mit ihm, sondern über ihn. Diese Männer und Frauen, allesamt angesehene Diplomaten der Nationen dieser Welt, lachten über den Präsidenten der Vereinigten Staaten!

Wieder einmal erlebten wir Trump in Aktion. Diesen »Führer der Welt«, der ständig die Ratschläge seiner Berater in den Wind schlägt, wenn er nicht sogar öffentlich über sie herzieht. Dieser »Führer«, der über die Medien herzieht und sie als seine Feinde verdammt. Ein Regierungschef, der die US-Verfassung hemmungslos missachtet. Ein Mann, der im Krieg mit seiner eigenen Regierungsmannschaft liegt. Ein Mensch, der sich ständig im Widerstreit mit sich selbst befindet.

Angeführt von engagierten Frauen haben Millionen von US-Bürgern seiner Politik bei den Zwischenwahlen im November eine Abfuhr erteilt. Ich erwarte, dass wir davon in Zukunft noch mehr zu sehen bekommen werden, bevor das Theater endlich vorbei ist, mit dem US-Präsident Donald Trump seine Kultur des Chaos befördert.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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