Kolumne 1.033 vom 2.11.2020: Nichts ist sicher03.11.20 (von maj) Zu wissen, was kommt, ist nur ein Gefühl und noch lange keine Tatsache
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 256 vom 2. November 2020: Bitte HIER klicken! Nichts ist sicher Im ganzen Land sehen wir jetzt wieder einen Anstieg der Fälle von Covid-19-Erkrankungen, und die große Mehrheit der US-Bundesstaaten berichtet von einer sprunghaften Zunahme, aber nicht vom Rückgang der Virusinfektionen. Dass es US-Bürger gibt, die das Tragen einer Mund-Nase-Maske zu einer Art politischen Haltung hochstilisieren und sie ablehnen, statt sie als eine Maßnahme der öffentlichen Gesundheitsvorsorge zu begreifen, ist Maßstab für die Verbreitung des Virus und einen Mangel an gesundem Menschenverstand. Es scheint, als habe das Coronavirus in den Vereinigten Staaten von Amerika und in weiten Teilen der Welt die Oberhand gewonnen. Die Pandemie wird uns weiter begleiten und noch lange nicht Geschichte sein. Etwas anderes wird jedoch in Kürze Geschichte sein – die aufwühlende Zeit des US-Präsidentschaftswahlkampfs der beiden Kandidaten Joseph Biden und Donald Trump. Die Frage ist nur, was das für eine Geschichte sein wird, auf die wir später zurückblicken werden. Das kann heute noch niemand sicher wissen, denn Sicherheit ist in diesem Zusammenhang nur ein Gefühl und noch lange keine Tatsache. Aber es gibt doch schon Umfragen, werden einige jetzt sagen. Nun, Umfragen sind Umfragen, und im Jahr 2016 gab es vor dem Wahltag ein ähnliches Gefühl der Sicherheit und vergleichbare Umfrageergebnisse. Es ist James Comey Jr., dem damaligen Direktor der US-Bundespolizei FBI (2013–2017), zu verdanken, dass kurz vor der Präsidentschaftswahl Pressemeldungen die Wahlkampagne Hillary Clintons ins Schleudern brachten. Comey hatte im Juli 2016 unter Eid erklärt, dass der fragwürdige Umgang der Kandidatin Clinton mit dienstlichen E-Mails in ihrer Amtszeit als US-Außenministerin ausdrücklich nicht weiter verfolgt werden sollte. Elf Tage vor der am 8. November 2016 stattfindenden Wahl machte Comey jedoch die FBI-interne Entscheidung öffentlich, die Ermittlungen wegen der E-Mails wiederaufzunehmen. Daraufhin erlitt Hillary Clinton eine jähe Bruchlandung, war als Kandidatin »verbrannt«, und es kam zum unerwarteten Aufstieg des Donald Trump. Angesichts des hohen Tempos ihrer Verbreitung und der Macht der sogenannten sozialen Medien wurde klar, dass sich in nur einem Augenblick alles verändern kann. Was die aktuelle Wahl angeht, ist die Bühne noch leer, und das Drehbuch für morgen ist noch nicht geschrieben. Die Leute stimmen zwar am 3. November ab, aber es wird sich zeigen, dass es gar nicht auf die Abstimmung ankommt, sondern auf die Art und Weise, wie ausgezählt wird. Vor allem in einer Demokratie, die nur dem Namen nach eine ist. Wahr ist: Das Morgen gehört jenen, die heute am entschlossensten kämpfen. Anmerkung* »Pandemonium« ist die Hauptstadt der Hölle im Epos »Paradise Lost« (»Das verlorene Paradies«, 1667) des englischen Dichters John Milton (1608–1674). Mitten im Höllenfeuer steht der Palast Satans, ein Zentrum schlimmsten Übels. Von dort bereitet Satan zusammen mit dem Rat der Dämonen die Apokalypse vor. Ein Bezug zur Realität wäre rein zufällig. (jh) |
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