Kolumne 1.064 vom 8.11.2021: Maroon Shoatz ist frei08.11.21 (von maj) Afroamerikanischer Revolutionär nach 49 Jahren aus Gefängnis entlassen
Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 260 vom 8. November 2021: Bitte HIER klicken! Maroon Shoatz ist frei Maroon war Mitglied von Organisationen wie dem »Black Unity Council«, der »Black Panther Party« und der »Black Liberation Army«. Von seinen fast 50 Jahren Knast saß er insgesamt fast 30 Jahre im »Loch«, wie Gefangene die Isolierzellen nennen. Maroon wurde isoliert, weil er es gewagt hatte, sich mit anderen Gefangenen zu organisieren. Es ist noch nicht so lange her, dass Maroon vom »Loch« wieder in den normalen Gefängnisalltag zurückverlegt wurde, nachdem Juan Ernesto Méndez, Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für Folter, festgestellt hatte, dass langjährige Isolationshaft den Tatbestand der Folter erfüllt. Als Sachverständiger legte Méndez einen entsprechenden Bericht in Maroons Zivilklage gegen seine verschärften Haftbedingungen vor. Maroon hat Generationen seiner Mitgefangenen ein Geschichtsbewusstsein vermittelt, über das Leben der Schwarzen in Amerika und ihre »Street history«, die Alltagsgeschichte des Lebens in den Ghettos. Seine Freilassung erfolgte nun am 26. Oktober, nachdem seine Anwälte nach einem langwierigen Kampf per Antrag seine Freilassung aus humanitären Gründen bei einem Gericht in Philadelphia durchgesetzt hatten. Das Bündnis »Mobilization For Mumia« berichtete am 2. November 2021 über Shoatz, der 1972 wegen eines Angriffs auf eine Polizeistation in Philadelphia zwei Jahre zuvor zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. 1977 und ein weiteres Mal 1980 brach der politische Gefangene aus dem Gefängnis aus, wofür er seitdem mit dem Beinamen »Maroon« geehrte wurde, in Anlehnung an die »Maroons«, entkommene afrikanische Sklaven in Nord- und Südamerika. Shoatz war Vorsitzender der »Pennsylvania Association of Lifers«, einem Selbsthilfeverein zu lebenslanger Haft Verurteilter, der sich für die Abschaffung der lebenslangen Freiheitsstrafe ohne Bewährung einsetzt. 1983 wurde er in Einzelhaft genommen, und dann nach kurzer Pause 1991 erneut, dieses Mal für 22 aufeinanderfolgende Jahre. 2016 gewann Shoatz eine Zivilklage, in der er die Aufhebung der Isolationshaft als »grausame und ungewöhnliche Strafe« beantragt hatte. Drei Jahre später wurde bei ihm Darmkrebs diagnostiziert. Er überlebte mehrere Chemotherapien und sollte im Herbst 2020 operiert werden. Wegen der Coronapandemie kam Shoatz jedoch im Staatsgefängnis Dallas in Pennsylvania unter Lockdown, wo er an Covid-19 erkrankte, weil ungetestete Wärter das Virus ins Gefängnis eingeschleppt hatten. Zum Gerichtstermin, an dem schließlich die Entlassung seines todkranken Vaters angeordnet wurde, empörte sich sein Sohn Russell Shoatz III, das Gefängnissystem sei »schon nicht in der Lage, die notwendige medizinische Versorgung für gesunde Gefangene zu gewährleisten«, erst recht aber nicht für die vielen älteren Insassen. »Sie haben meinen Vater praktisch umgebracht«, warf er den Verantwortlichen vor. (jh) |
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