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Kolumne 1.077 vom 7.06.2022: Ausgeschlossen, aber nicht allein

07.06.22 (von maj) Grußwort an den »Workers’ Summit of the Americas« im mexikanischen Tijuana

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 129 vom 7. Juni 2022: Bitte HIER klicken!

Ausgeschlossen, aber nicht allein
Meine Brüder, Schwestern und Genossen, ich begrüße euch, die in Tijuana versammelten Delegierten der vom Amerikagipfel Ausgeschlossenen aus Kuba, Nicaragua, Venezuela und aus anderen Ländern. Viele von euch stammen aus armen Nationen mit einem relativ niedrigen Bruttoinlandsprodukt (BIP), wie zum Beispiel Kuba, dessen BIP in etwa dem der westafrikanischen Republik Ghana entspricht. Da ich euch aus dem reichsten Land der Erde schreibe, muss ich betonen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nicht in der Lage sind, ihre eigenen Kinder zu schützen, wie das hässliche Massaker an einer texanischen Grundschule gerade wieder gezeigt hat. Der Angreifer konnte 19 Kinder in ihrem Klassenzimmer ermorden, während die auf den Fluren versammelten Polizisten fast eine Stunde lang nicht einschritten, weil sie auf Spezialkräfte warteten!

In diesem reichen Land sind Zehntausende Studienabsolventen hoch verschuldet, weil sie ihr Studium mit einem Ausbildungsdarlehen finanzieren mussten, diese Kredite jedoch nicht zurückzahlen können. Wie anders ist die Situation in Kuba, wo von der Betreuung im Kindergarten bis zum Studium in der medizinischen Fakultät alles vom Staat finanziert wird. Und das kostenlose Medizinstudium steht nicht nur kubanischen, sondern auch ausländischen Studierenden offen. Kuba ist kein reiches Land, es lässt seine Ressourcen jedoch dem öffentlichen Gemeinwohl und einer guten medizinischen Versorgung der Bevölkerung zugute kommen.

Wen kümmert es schon, dass in den Vereinigten Staaten mit ihrem grenzenlosen Reichtum der Tod von einer Million Menschen, die während der Pandemie an Covid-19 gestorben sind, nicht verhindert wurde? In den Ghettos in Amerika gehören Hunger und Armut zum Alltag. Viele Menschen sind obdachlos, oder sie leben in sogenannten Lebensmittelwüsten, wo sie nur einen begrenzten Zugang zu bezahlbaren und nahrhaften Lebensmitteln haben. Außerdem sind die USA das Land mit der weltweit größten Anzahl von Gefangenen.

Warum also sollten die armen Länder auf die reichen Länder hören? Was könnten sie von ihnen lernen? Rassismus? Klassenunterdrückung? Gewalttätige Polizisten? Korrupte Politiker? Profitgierige Geschäftsleute? Militarismus? Wir, die Armen und Ausgegrenzten der Welt, haben nur einander, wenn wir aber solidarisch zusammenarbeiten, können wir unsere Lage wirklich zum Besseren verändern. Thank you, muchas gracias, vielen Dank!
Übersetzung: Jürgen Heiser
Dieser Beitrag Abu-Jamals ist seine Grußbotschaft an den »Workers’ Summit of the Americas«. Der »Gipfel der Arbeiterinnen und Arbeiter der Amerikas« findet vom 10. bis 12. Juni in Tijuana, Mexiko, statt. Er ist als Gegenveranstaltung zu dem vom US-Außenministerium vom 6. bis 10. Juni in Los Angeles (Kalifornien) veranstalteten »OAS Summit of the Americas« geplant, von dessen Teilnahme die US-Regierung Venezuela, Nicaragua und Kuba ausgeschlossen hat. »Unsere Konferenz bietet Raum, sich mit allen Völkern ›unserer Amerikas‹ zu verbinden«, so die Veranstalter in ihrem Aufruf. »Die Länder des Kontinents, die von den USA belagert werden (außer Venezuela, Nicaragua, Kuba noch viele andere) werden nicht an der OAS-Farce teilnehmen.«

Tijuana werde »ein Ort der Begegnung mit den fortschrittlichen Kräften des Südens und des Nordens sein« und das »zu einem Zeitpunkt, an dem die Arbeiterklasse vor den größten Herausforderungen in der Geschichte der Menschheit steht«. Der Gipfel in Tijuana sei »eine ideale Gelegenheit, um über die Auswirkungen der einseitigen Zwangsmaßnahmen zu diskutieren, die die USA gegen ein Drittel der Weltbevölkerung verhängt haben«. Gegen diese US-Sanktionen »und jede Art von US-Intervention« wollen sich in Tijuana auch führende Vertreter der Gewerkschaftsbewegung, der Organisationen für soziale Gerechtigkeit und der Basisbewegungen aus Mexiko, den USA und Kanada aussprechen. (jh)

 
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