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Kolumne 1.100 vom 12. Juni 2023: Saison des Feuers

12.06.23 (von maj) Lange bevor das Wort »Klimawandel« in aller Munde war und die Fridays-for-Future-Bewegung entstand, schrieb jW-Kolumnist Mumia Abu-Jamal schon gegen die Ausplünderung des Planeten Erde an

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 134 vom 12. Juni 2023: Bitte HIER klicken!

Saison des Feuers
Die Bilder waren erschreckend: New York City im Sommer 2023. Der Horizont über der Stadt wird von einem rubinroten Himmel erhellt, während das Sonnenlicht versucht, den von Kanadas verheerenden Feuern erzeugten Rauch und Ascheflug zu durchbrechen. Zuerst war ich schockiert zu erfahren, dass es in Kanada so etwas wie eine »Feuersaison« gibt. Ich dachte, auch im nördlichen Nachbarland der Vereinigten Staaten gäbe es nur vier Jahreszeiten. Der zweite Schock überkam mich bei der Meldung, dass in den östlichen Gefilden Kanadas derzeit mehr als 400 Waldbrände wüten.

Dann zog der Qualm dieser Waldbrände durch ungünstige Winde nach Süden in mehr als fünfzehn US-Bundesstaaten. Schulen und Unternehmen mussten geschlossen werden – und hier in Pennsylvania auch die Gefängnisse. Das ist eine wahrhaft atemberaubende Sache!

New York City und seine weltberühmte Wolkenkratzerskyline waren derart vom roten Qualm eingehüllt, dass die Stadt wie eine Skyline in der Science-Fiction-Serie des US-Kabelfernsehsenders Syfy über den titelgebenden fiktiven Planeten »Krypton« aussah. Die Luftqualität verschlechterte sich jetzt so sehr, dass New York City laut dem globalen Luftqualitätsregister »IQ Air« einen Tag lang als »die am stärksten von Luftverschmutzung belastete Großstadt der Welt« eingestuft wurde.

Wird diese Situation nun jährlich wiederkehren? Wie viele Menschen werden dadurch in zehn Jahren zusätzlich an Asthma oder vielleicht an Lungenkrebs erkranken? Wer kann das heute schon sagen? Ist der Klimawandel real oder ein schlechter Witz? Wer in New York City lebt, braucht nur aus dem Fenster zu schauen und auf das zu vertrauen, was ihm oder ihr die eigene Nase sagt.
Übersetzung: Jürgen Heiser

Seit seiner Verhaftung im Dezember 1981 – also seit mehr als vier Jahrzehnten – hat der US-Bürgerrechtler Mumia Abu-Jamal in seinen Kolumnen und Büchern immer wieder klare Antworten auf seine hier erneut aufgeworfene rhetorische Frage gegeben, ob »der Klimawandel real« ist. Lange bevor das Wort »Klimawandel« in aller Munde war und die Fridays-for-Future-Bewegung entstand, schrieb der jW-Kolumnist schon in seinem 1997 auf deutsch erschienenen Buch »Ich schreibe, um zu leben« in seinem Essay »Materielles Leben«: »Es stimmt natürlich, dass wir in einer materiellen Welt leben. Wir müssen uns von der Substanz dieser Erde ernähren. Wenn wir aber erst ihre Ressourcen vergeudet und die Erde unbewohnbar gemacht haben, werden wir dann mit unserem ganzen materiellen Reichtum noch imstande sein, die verpestete Luft wieder zu reinigen, unsere Erde wiederzubeleben und die genetische Zerstörung, die wir angerichtet haben, wieder rückgängig zu machen?

Voller Gier verzehren wir das Herz unserer eigenen Zukunft und der Zukunft unserer Kinder. Und während wir das tun, entscheidet unser Gott – die im Dunkeln arbeitende Macht der internationalen Konzerne – Stunde für Stunde über den Grad der Zerstörung, den die ökonomische Maschine an diesem Tag anrichten wird, und wie viele der über lange Zeit gewachsenen Ressourcen im Wettkampf um kurzfristigen Profit zerstört werden.« (jh)

 
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