Kolumne 14.06.03: Kuba wehrt sich15.06.03 (von maj) Zu den Attacken der Bush-Regierung gegen Kuba und zur grundsätzlichen Frage von Recht und Unrecht
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr.136, 14./15. Juni 2003 Wieder einmal läßt die Bush-Regierung mittels willfähriger Medien verbale Bomben auf ein fremdes Land fallen. Diesmal ist Kuba an der Reihe. Angeblich geht es um die Frage, ob dort Recht oder Unrecht herrschen. In einer Zeit von Megafusionen auf dem Medienmarkt und mit dem Status, die derzeit einzige Supermacht zu repräsentieren, vermitteln die Medien deutliche Signale der ihren Nachrichten zugrundeliegenden Regierungspolitik. Anders ausgedrückt, aus Wortgefechten können sich Schlachten entwickeln, in denen scharf geschossen wird. Die Medienattacken, die in den letzten Wochen gegen Kuba geritten wurden, sind der jüngtste schlechte Dienst, den die Medienkonzerne ihrer Kundschaft erweisen. Denn während die Medien als Sprachrohre der Reichen und Mächtigen fungieren und ihnen eine machtvolle Stimme verleihen, mit der sie ihre Sicht der Dinge verbreiten können, tun dieselben Medien kaum etwas dafür, die Öffentlichkeit wahrheitsgemäß über gegenwärtige Vorgänge von historischer Tragweite zu informieren. Aus diesem Grunde mangelt es weiten Teilen der US-amerikanischen Bevölkerung an Einblicken in die Zusammenhänge, auf deren Basis sie die Konfrontationen mit anderen Staaten analysieren und begreifen könnten. Sie werden durch die Presse darauf konditioniert, komplexe politische und gesellschaftliche Themen durch die Linse einer simplifizierenden Personalisierung zu sehen. Deshalb wird im selben Atemzug über »Castros Kuba« und »Saddams Irak« gesprochen. Das ist pure Verdummung. Denn Konflikte zwischen Staaten haben nichts mit Personen zu tun, sondern sie haben vorwiegend ökonomische Hintergründe. Fast ein Jahrzehnt lang haben die USA die blutige Batista-Diktatur gestützt, bevor die kubanischen Aufständischen diesem Regime ein Ende machten. Die USA, die sich gern mit ihrer »Menschenrechtskampagne« brüsten, haben die brutalsten Schlächter und blutigsten Diktatoren unterstützt. Warum? Weil Diktatoren ihre Polizei und ihr Militär dazu einsetzen, die eigene Bevölkerung zu unterdrücken, womit sie sicherstellen, daß die USA freien Zugang zu allen Rohstoffen bekommen. Aus keinem anderen Grund wurde Batista gestützt. Hat in dieser Zeit irgendein Vertreter der US-Regierung die Einhaltung der Menschenrechte gefordert? Auch in Afrika hat die Regierung unter Bush senior nicht etwa Nelson Mandela unterstützt, sondern General Mobutu, der sich selbst zum Präsidenten Zaires auf Lebenszeit ernannt hatte. Vater Bush nannte ihn »unseren besten Freund in Afrika«. Menschenrechte? Was ist schon ein Menschenrecht! Zum Beispiel das Recht auf Bildung: In den USA sind mehr als zwanzig Millionen Menschen Analphabeten. Eine bessere Bildung kommt nur denen zugute, die sie sich auch leisten können, denn für viele ist schon das College unbezahlbar. In Kuba hingegen existiert vom Kindergarten bis zum Medizinstudium ein Recht auf völlig kostenlose Betreuung und Bildung. In den Ghettos der Großstädte der USA ist die Bildung von Millionen Kindern und Jugendlichen ein Skandal, wie Jonathan Kozel in seinem Buch »Amazing Grace« nachgewiesen hat. Sie wachsen in Häusern auf, die kurz vor dem Einsturz stehen, mit zerbrochenen Fensterscheiben. Die Lehrerinnen und Lehrer werden schlecht bezahlt und schlecht ausgebildet. So wird Bildung für Millionen von Kindern im reichsten Land der Erde zu einer unerreichbaren Illusion. Übersetzung: Jürgen Heiser |
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