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Kolumne 2./3.10.09: Es hat sich nichts geändert

02.10.09 (von maj) Rassistische Medienattacken erzwingen Rücktritt eines Beraters der Obama-Regierung

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 229 - 2./3./4. Oktober 2009

Der Afroamerikaner Van Jones ist Absolvent der Yale University, einer der besten Jurafakultäten der USA. Er kommt aus armen Verhältnissen und setzte deshalb seine Talente und Energien nicht dazu ein, an der Wallstreet Geld und Karriere zu machen. Er entschied sich vielmehr dafür, durch das Organisieren um gesellschaftliche Problemfelder wie Arbeitslosigkeit, Umweltschutz, erneuerbare Energie, Polizeiübergriffe und Bildung zur Verbesserung der Situation in seiner kalifornischen Heimatstadt Oakland beizutragen.
Was muß dieser Mann gedacht und gefühlt haben, als ein weiterer relativ junger Schwarzer namens Barack Obama in den letzten Präsidentschaftswahlen eine unerwartet erfolgreiche Kandidatur hinlegte. Auch Obama entstammte einer Familie mit bescheidenem Einkommen und absolvierte sein Studium an der juristischen Fakultät der hervorragenden Harvard University. Auch er lehnte lukrative Angebote gutsituierter Anwaltskanzleien ab und zog es vor, als schlecht bezahlter Sozialarbeiter in der West Side, einem der ärmsten Viertel Chicagos mit sehr hohem schwarzen Bevölkerungsanteil, zu arbeiten.
Diesem neuen US-Präsidenten, der aus armen Verhältnissen kam und dorthin zurückkehrte, um seinen Leuten zu dienen, muß Van Jones sich spontan von Herzen verbunden gefühlt haben. Jones muß es so vorgekommen sein, als sei jetzt tatsächlich eine neue Zeit angebrochen, eine Ära tiefgreifenden sozialen Wandels in den USA. Deshalb war es für ihn naheliegend, eine Aufgabe als umweltpolitischer Berater in der Obama-Regierung zu übernehmen und sich leidenschaftlich der Entwicklung umweltfreundlicher »grüner Technologien« zu widmen.
Doch kaum hatte Jones seine neue Tätigkeit aufgenommen, wurde er auch schon von Kräften angegriffen, denen überhaupt nicht an einem Wandel in den USA gelegen ist. Aufgehetzt von einigen Schreihälsen unter ultrakonservativen Fernsehmoderatoren, wie dem Fox-News-Moderator Glenn Beck, stempelten die Medien Jones als »Zar der grünen Jobs« und »Rassisten« ab und griffen wieder zu dem beliebten Schimpfwort des Kalten Krieges, von dem man eigentlich annahm, daß es mit der Sowjet­union untergangen war: »Kommunist«. Warum die Vehemenz der Angriffe? Weil die ehemaligen Parteigänger des abgewählten US-Präsidenten »aufgedeckt« hatten, daß Van Jones als junger Aktivist mit den Black Panthers sympathisiert, in den 1990er Jahren gegen Rassismus und 2003 gegen den Irak-Krieg demonstriert und mit vielen anderen zusammen einen Aufruf unterzeichnet hatte, in dem eine Untersuchung der wahren Hintergründe der Anschläge vom 11. September 2001 gefordert wurde.
Einen US-Präsidenten, der aus dieser Ecke selbst als »Rassist« und »Sozialist« geschmäht wurde, hätte das eigentlich nicht sonderlich beeindrucken dürfen. Die hier so laut schrien, waren die ideologischen Nachkommen jener, die zur Zeit der Bürgerrechtsbewegung schwarze Kinder angespuckt hatten, weil sie ihr Recht wahrnehmen wollten, mit weißen Kindern zusammen zur Schule zu gehen. Dieselben Leute, die Martin Luther King jr. öffentlich als »Kommunisten« an den Pranger stellten und dafür sorgten, daß die Bundespolizei FBI ihn bis zu seinem gewaltsamen Tod permanent elektronisch ausspionierte. Die gleichen politischen Kräfte, die heute an vorderster Front die sogenannte Debatte zur Verhinderung der Reform des Gesundheitswesens anführen.
Ihre Attacken auf Jones hätten Präsident Obama eigentlich nicht irritieren müssen, aber dennoch geschah es. Van Jones trat von seinem Posten zurück, um einen Präsidenten zu schützen, der ihn selbst nicht schützen konnte.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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