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Kolumne 13.03.2010: Der düstere Februar

13.03.10 (von maj) Haiti, Obama, Krise: Was den »Monat schwarzer Geschichte« 2010 von den Vorgängern unterschied

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 61 – 13./14. März 2010

Der im Monat Februar gefeierte »Black History Month« war auch diesmal – wie seit langem – von zwei unterschiedlichen Aspekten geprägt. Einerseits zeigen viele Veranstaltungen in diesem »Monat schwarzer Geschichte« den Stolz auf die Errungenschaften, die unsere Vorfahren erkämpft haben. Die lange und entbehrungsreiche Geschichte des schwarzen Widerstandes steht dabei im Mittelpunkt. Deren Protagonisten führten einen beharrlichen Kampf gegen Widersacher, die seit der Zeit der Sklaverei mit allen Mitteln bis hin zu terroristischen Methoden verhindern wollten, daß Schwarze in den USA ihren »Platz an der Sonne« finden.
Unsere Freiheitskämpfer standen auf gegen ein Unterdrückungssystem, das ihren Widerstand physisch, psychisch und spirituell auslöschen sollte. Wer sich die Lebensgeschichte von Menschen wie Harriet Tubman (1820–1913) ansieht, die unermüdlich gegen die Sklaverei anging, muß einfach bewegt sein von ihrem Mut und ihrer Größe. Andererseits hat der Black History Month aber auch eine Institutionalisierung und Kommerzialisierung erfahren. Dazu gehört, daß bestimmte Personen wie beispielsweise Martin Luther King jr., hervorgehoben und zu Ikonen einer toten Geschichte gemacht werden.
Über diese Aspekte hinaus war der diesjährige Februar spürbar anders als die vorhergehenden – etwas Depressives, Belastendes schien auf ihm zu liegen. Die Gründe hierfür müssen hinterfragt werden. Sicherlich spielte das unsägliche Leid und Elend ein Rolle, das im Januar über das haitianische Volk hereinbrach. Haiti und die Tatsache, daß sich dort zum ersten Mal aus Afrika verschleppte Sklaven befreiten und eine eigene Republik gründeten, waren für viele Schwarze in aller Welt seit zweihundert Jahren eine wichtige revolutionäre Inspiration. Deswegen war die Erschütterung über die Folgen des Erdbebens gerade unter Schwarzen auch besonders groß.
Das allein beantwortet die Frage nach dem Warum noch nicht. Wahrscheinlich sind die Gründe eher darin zu suchen, daß seit über einem Jahr ein Afroamerikaner das höchste Regierungsamt in den USA innehat. Etwas, das noch vor wenigen Jahren undenkbar schien. Aber auch dieser Fakt allein erklärt noch nicht alles, auch wenn Barack Obamas Wahlsieg überraschend kam und für viele ein Quell großen Stolzes war.
Nach und nach dämmert nun vielen, daß sich die Dinge für Millionen Schwarze nicht zum Besseren gewandelt haben, sondern im Gegenteil ihre Lage heute schlechter ist als noch vor Jahren. Die eskalierende Finanzkrise hat vor allem Schwarze und Latinos getroffen, weil vor allem sie zur Zielgruppe der Kreditinstitute gehörten, mit denen zum Kauf ihrer Eigenheime unerfüllbare Verträge abgeschlossen wurden. Nach dem explosionsartigen Anstieg der Zinssätze konnten sie diese Verträge nicht mehr erfüllen. Sie waren am Ende nicht nur völlig überschuldet, sondern verloren obendrein ihr Zuhause und wurden obdachlos. Statistiken belegen, daß zu den betroffenen Kreditnehmern 73 Prozent afroamerikanische oder hispanische Haushalte gehören, aber nur 17 Prozent weiße Haushalte mit vergleichbarem Einkommen.
Als die Wirtschaft zusammenbrach, sah sich die schwarze US-Bevölkerung mit einer überproportional ansteigenden Arbeitslosigkeit und einer langwierigen Suche nach neuen Jobs konfrontiert. Wichtige Indikatoren des Lebens in den schwarzen Gemeinden –Gesundheitsfürsorge, Arbeitsplätze, Bildung, Polizeigewalt, juristische Ahndung selbst kleinster Delikte mit hohen Gefängnisstrafen – entwickeln sich mehr und mehr zum Negativen.
Nach den Umfragen unterstützten vor allem Schwarze Barack Obamas Wahl zum US-Präsidenten. Von denen stellen sich mittlerweile nicht wenige die Frage, ob die Person, die mit der größten Machtfülle im Land, wenn nicht sogar in der Welt ausgestattet ist, letztendlich doch machtlos ist, wenn es um die Bedürfnisse der Schwarzen und die Verbesserung ihrer Lebensverhältnisse geht. Damit wäre auch der Schatten zu erklären, der über dem diesjährigen Black History Month lag.

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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