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Kolumne # 528 vom 5.02.2011: Kein Saft mehr

05.02.11 (von maj) Mubarak hat seine Schuldigkeit für den Westen getan, jetzt wollen die USA ihn loswerden

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 30 – 5./6. Februar 2011

Es mag sich noch als zu früh erweisen, wenn man in diesen Tagen den Sturz von Ägyptens Staats- und Ministerpräsident Hosni Mubarak voraussagt, aber die Ereignisse dieser Tage sprechen wenig für seine Hoffnung, sein Amt noch für die geplante Dauer erfolgreich halten zu können. Mubaraks Regime war bislang der Eckpfeiler der Nahoststrategie der USA. Von allen arabischen Staaten weist Ägypten die größte Bevölkerungszahl auf, und so wie dieses Land sich bewegte, bewegte sich die Region.
Mubarak übernahm die Macht, nachdem sein Vorgänger, Präsident Anwar Al-Sadat, am 6. Oktober 1981 durch Armeeangehörige ermordet worden war. Mubarak hielt an dem von Sadat geschlossenen Friedensabkommen mit Israel fest und war eher dem Westen ein Verbündeter als den Palästinensern oder anderen arabischen Ländern. Die USA dankten Ägypten diese Dienste, indem sie das Land zum zweitgrößten Empfänger von US-Militärhilfe in der Region machten – gleich nach Israel.
Trotz seiner jahrzehntelangen guten Dienste für seine westlichen Zahlmeister wird Mubarak nun auf seinen unfreiwilligen Rücktritt vorbereitet. Präsident Mubarak, der sich lange Zeit auf die innere Sicherheit seines Landes stützen konnte, scheint an der Twitter-Generation zu scheitern, der es gelang, die gegen das Regime gerichteten Proteste mit Hilfe der neuen Technologien über das ganze Land zu verbreiten.
Wenn Ägyptens Präsident nun wie in einem Ruderboot in unruhiger See schwankt, dann liegt das im wesentlichen an der ökonomischen Krise des Landes, den quälenden wirtschaftlichen Problemen, die daraus für den Großteil der Bevölkerung folgen, und der höllisch brutalen Natur der Polizei. Seit Monaten schon waren Bilder von verprügelten und mißhandelten Opfern dieses Polizeiterrors über das Internet verbreitet worden.
Aber wie das Beispiel Tunesien bereits gezeigt hat, ist die Wirkung von Brutalität und Repression seitens der Polizei nicht von langer Dauer. Wenn das Volk erst seine Angst verliert, wächst der Widerstand.
Ägypten war eines der Zielländer, in das die CIA ihre Gefangenen aus dem »Krieg gegen den Terror« verschleppte. Dort sollten sie im Auftrag der USA gefoltert werden und für immer verschwinden.
Und nun erwartet Mubarak, der sich jahrzehntelang bereitwillig den Launen des US-Imperiums unterworfen hat, eine Behandlung, wie sie einst dem Schah Reza Pahlewi widerfuhr – Exil, wenn nicht sogar Schlimmeres. Von Panamas früherem Diktator General Omar Torrijos, der von 1968 bis 1981 die panamesische Militärjunta anführte, sind die Worte überliefert, die er bei der Begrüßung des siechen Schah von Persien sprach, dem er Asyl bot: »So ergeht es einem Mann, der von den großen Nationen ausgequetscht wird. Wenn kein Saft mehr kommt, schmeißt man ihn weg.«

Übersetzung: Jürgen Heiser

 
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