Kolumne # 561 vom 24.09.2011: Traum vom Leben
24.09.11 (von maj) Veto der USA gegen einen palästinensischen Staat wird den Kampf dafür nur verstärken
Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 223 – 24./25. September 2011
Für den gestrigen Freitag war der Antrag der Palästinensischen Autonomiebehörde vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen angekündigt, Palästina formal als Mitglied der Weltgemeinschaft aufzunehmen. Dies ist nur der vorläufig letzte Schritt der Palästinenser, um nicht in die tödliche Falle zu laufen, die ihnen ein vermeintlicher Verbündeter wie die Vereinigten Staaten von Amerika zusammen mit einem erklärten Gegner, dem Staat Israel, gestellt hat.
Auch wenn ein solcher Antrag unter der großen Mehrheit der UN-Mitgliedsstaaten enorme Popularität genießt und von daher bei einer Abstimmung leicht die Mehrheit bekäme, wird er von den Vereinigten Staaten als Mitglied des Sicherheitsrates, dem entscheidenden Gremium der Vereinten Nationen, abgelehnt werden. Trotzdem stärkt er in politischer Hinsicht die entschlossen kämpfende politische Klasse Palästinas, die für einen eigenen, unabhängigen Staat eintritt. Ein Veto seitens der USA wird den Traum der Palästinenser nicht zerstören können. Vielmehr wird ein solches Vorgehen für alle Zeiten jede Illusion über die Neutralität Washingtons auslöschen. Es würde sich vor allen Dingen zeigen, daß die Vereinten Nationen ein Instrument der Mächtigen sind und nicht der Machtlosen.
Nach einem halben Jahrhundert israelischer Besatzung und Siedlungspolitik sind von Palästina nur noch relativ kleine und zusammenhanglose Bruchstücke übriggeblieben. Viele Bewohner sind geflohen, zahlreiche wurden getötet, den Menschen wurden Land und Wasser geraubt. Das Restterritorium Palästinas ist heute kaum mehr als ein von einer hohen Mauer umgebenes Freiluft-Gefängnis. Die Bevölkerung ist darin eingesperrt, und weder die USA noch die Vereinten Nationen lassen irgendwelche Absichten erkennen, deren Not zu lindern.
Die Vorgängerorganisation der UNO, der damalige Völkerbund, hat Großbritannien 1920 das Mandat über die Gebiete Palästinas übertragen. An jüdische Flüchtlinge, die der rassistischen Terrorherrschaft der Faschisten in Europa entkommen waren, verteilten die Briten Teile des palästinensischen Territoriums. Wohlgemerkt, Teile eines Gebietes, das nicht ihnen gehörte, sondern seinen arabischen Bewohnern. Vor dem Hintergrund des jahrzehntelangen vergeblichen Wartens auf eine Verhandlungslösung können die Palästinenser gar nicht anders, als weiter für ihren eigenen Staat und für dessen Unabhängigkeit zu kämpfen.
Übersetzung: Jürgen Heiser
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