Kolumne 870 vom 21.08.2017: Trumpismus in Charlottesville

21.08.17 (von maj) Trumps Parole »Macht Amerika wieder groß« heißt: »Macht Amerika endlich wieder weiß«!

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 193 vom 21. Juli 2017: Bitte HIER klicken![1]

Trumpismus in Charlottesville
Die Schockwellen der Ereignisse von Charlottesville in Virginia am 12. August waren weltweit spürbar, und sie hallen immer noch nach. Der Hass, der die Straßen dieses Ortes überflutete, zeigte ein Panorama der Paranoia: Die US-amerikanische »Stars and stripes«-Flagge neben Hakenkreuzfahnen und anderen Naziinsignien, Kreuze des Ku-Klux-Klan und Konterfeis des US-Präsidenten Donald Trump.

Was sich dort öffentlich zeigte, war das sonst verborgene Gesicht der Vereinigten Staaten von Amerika. Die Leute, dir dort Fackelzüge veranstalteten und ihre Macht demonstrieren wollten, sind »Amerika«. Sie stehen für diejenigen Millionen, die sich am Abgrund wähnen und Trumps Behauptungen für bare Münze nahmen, Expräsident Barack Obama sei »in Afrika geboren«. Damit wollte Trump sagen, der Afroamerikaner Obama sei »keiner von uns«, er sei »kein echter Amerikaner wie wir«.

Dies ist die Haltung einer in die Jahre gekommenen aussterbenden Bevölkerungsgruppe, die mit ihrer öffentlich kaum sichtbaren Grundstimmung dafür sorgten, dass Trump ins Oval Office des Weißen Hauses gewählt wurde. Trump wurde aufgefordert, sich von den Rechten zu distanzieren, ihr Handeln und ihre Überzeugungen zu verurteilen. Das kann jedoch niemand wirklich erwarten, denn die in Charlottesville versammelten Kräfte sind ein Teil von ihm, so wie er ein Teil von ihnen ist. Was wir jetzt gesehen haben, war der unmaskierte Trumpismus, die Konkretisierung von Trumps Wahlversprechen, »Amerika wieder groß zu machen«.

Was in Charlottesville passierte, ist nicht von dem zu trennen, was am 17. Juni 2015 passierte, als Dylann Roof, ein überzeugter junger Rassist und Anhänger des Überlegenheitsdenkens »der weißen Rasse«, neun afroamerikanische Gläubige während einer Bibelstunde in der Emanuel African Methodist Episcopal Church erschoss. Zwei Städte, die für ein und dasselbe stehen: wütende Weiße in Aktion, deren Hass überschäumt – offen, sichtbar, allgegenwärtig.

Leute, die ihrem Unmut über ihre Lebensverhältnisse Luft machen. Sie werden vom Kapitalismus betrogen durch die Abwanderung von US-Unternehmen in Billiglohnländer, durch das Nordamerikanische Freihandelsabkommen NAFTA, und sie reagieren verängstigt auf die beständig tickende Uhr der Veränderung.

Statt sich dagegen zu wehren, richten sie ihre Angriffe jedoch gegen das ewig »Andere«: Schwarze, Juden, Latinos und »Studenten«, also jeden, der in ihren Augen nicht als »wirklich weiß« angesehen wird. »Macht Amerika wieder groß« heißt, »Macht, dass Amerika wieder richtig hassen lernt« – macht also »Amerika endlich wieder weiß«! Darum geht es den Anhängern des Trumpismus. Wie könnte ein Donald Trump sich von sich selbst distanzieren?

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/316698.trumpismus-in-charlottesville.html?sstr=trumpismus%7cin%7ccharlottesville

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1551.html
Stand: 24.11.2024 um 01:35:55 Uhr