Kolumne 974 vom 9.09.2019: Hurrikan »Dorian«

09.09.19 (von maj) Wie viele von den über lange Zeit gewachsenen Ressourcen des Planeten Erde werden noch im Wettkampf um kurzfristigen Profit vernichtet?

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 209 vom 9. September 2019: Bitte HIER klicken![1]

Hurrikan »Dorian«
Der Sturm kam mit einer Windgeschwindigkeit von fast 300 Kilometern pro Stunde und wütete wie ein unkontrollierbarer kosmischer Kreisel. Über der Karibik drehte er auf, wirbelte und wirbelte wie mit mächtigen Armen und griff wieder und wieder nach den Bahamas, die entsetzt erzitterten.

Aber es gab keine Erlösung. »Dorian« verharrte drei Tage über den Inseln und behielt sie im eisernen Griff, drehte schneller und schneller, ließ das Land in aufgetürmten Wassermassen versinken, riss Bäume wie Grashalme aus und zerschmetterte Tausende Häuser.

Es ist Hurrikansaison über dem Atlantischen Ozean, und »Dorian« wird bleiben. Sein Hunger ist noch lange nicht gestillt. Wenn er die verwüsteten Inseln endlich aus seinem tödlichen Griff freigibt, wird er sich über dem aufgewärmten Meer erneut aufladen, zu neuer Kraft kommen, am Rande des »Peninsular State«, der Halbinsel Florida, nach frischer Nahrung suchen und sich, bedrohlich kreisend, auf die Ostküste der Vereinigten Staaten zu bewegen.

Es ist völlig egal, was die Politiker zu diesem Phänomen sagen, ihre Zwecklügen werden »Dorian« nicht aufhalten, ihm in seine wirbelnden Arme fallen, mit denen er alles zerstört, was ihm in den Weg kommt. Der Sturm kommt, und er wird mächtiger und mächtiger, weil Industrie und Klimawandel Luft und Wasser aufheizen und »Naturgewalten« erzeugen, die Tod und Zerstörung bringen.

Es stimmt, dass wir in einer materiellen Welt leben, von deren Substanz wir uns ernähren müssen. Wenn wir aber erst die Ressourcen vergeudet und die Erde unbewohnbar gemacht haben, werden wir dann mit unserem materiellen Reichtum noch imstande sein, die verpestete Luft wieder zu reinigen und die Zerstörung, die wir angerichtet haben, rückgängig zu machen? Voller Gier verzehren wir die Grundlage unserer Zukunft und der Zukunft unserer Kinder, und unser Gott – die im verborgenen wirkende Macht internationaler Konzerne – entscheidet Stunde um Stunde über den Grad der Zerstörung, den die ökonomische Maschine auch an diesem Tag wieder anrichten wird, und darüber, wie viele von den über lange Zeit gewachsenen Ressourcen des Planeten im Wettkampf um kurzfristigen Profit vernichtet werden.

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/362405.hurrikan-dorian.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1736.html
Stand: 24.11.2024 um 00:56:43 Uhr