Kolumne 994 vom 3.02.2020: Der Weltenbrand

03.02.20 (von maj) Weiße Imperien wie Australien werden von der Feuersbrunst heimgesucht, weil sie skrupellos den Planeten Erde ausplündern und gefährden

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 28 vom 3. Februar 2020: Bitte HIER klicken![1]

Der Weltenbrand
Australien, »the fire this time – diesmal das Feuer«. Feuerzungen leckten an den Bäumen von New South Wales, einem der sechs australischen Bundesstaaten, im Südosten des Landes gelegen. Wie ein hungriger Bettler sich bei einem Festschmaus auf die angebotenen Köstlichkeiten stürzt, so sprangen die roten Flammen von Baum zu Baum, von Haus zu Haus und bahnten sich ihren Weg durch das Land. Sie sind ein lebendiger Ausdruck dessen, was die Australier als »Fire Season« bezeichnen, als die »Buschbrandzeit«, die für sie wirklich zu einer Jahreszeit geworden ist.

Die diesjährige Saison fällt jedoch aus dem Rahmen, weil es nachweislich der heißeste Sommer in Australien seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ist. Die Buschfeuer verleihen so dem passiv klingenden Begriff von der »globalen Erwärmung« eine ganz neue dramatische Bedeutung. Wäre das nicht Grund genug, statt von »Globalwarming« von »Globalburning« zu sprechen – dem »globalen Brennen« als Weltenbrand durch das veränderte Klima?

Allein in dieser Brandsaison haben nach grober Schätzung über eine Milliarde Tiere – ich wiederhole: über eine Milliarde! – ihr Leben verloren. Die Dimension dieser Zahl allein scheint fast unbegreiflich. Eine Milliarde Lebensformen wurde buchstäblich im kurzen Moment eines Augenblicks vernichtet!

Ist das nicht ein Zeichen? Ein Symbol für das, was noch kommt? Wir reden von der Brandsaison, der Zeit des Feuers. Warum nennen wir es nicht beim Namen und sagen, was es wirklich ist: die Todessaison, die Zeit des Todes, in der die sogenannte zivilisierte Gesellschaft die Tierwelt schutzlos einem Brandtod aussetzt. Australien steht in Flammen.

Übersetzung: Jürgen Heiser

Indem Mumia Abu-Jamal seiner neuen Kolumne »Australia: The Fire This Time« voranstellt, bezieht er sich auf James Baldwins Buch »The Fire Next Time« von 1963, das im letzten Jahr unter dem Titel »Nach der Flut das Feuer« in neuer deutscher Übersetzung erschienen ist. In seinem Buch geht es Baldwin darum aufzuzeigen, dass es nach der biblischen Sintflut das Feuer sein wird, das die weiße Gesellschaft wegen ihres Rassismus verschlingen wird. Abu-Jamal macht deutlich, dass nun die Feuersbrunst über die weißen Imperien kommt, weil sie skrupellos den Planeten Erde gefährden.

Tommy Phan von Prison Radio, San Francisco, erklärte zur Verbreitung dieser Kolumne: »Die Welt brennt. Mumia nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sieht in den schrecklichen Bränden in Australiens ›Buschfeuerzeit‹ ein Zeichen der Zukunft. Über eine Milliarde Tiere sind tot, und viele Menschen, die vor dem Feuer flüchten mussten, finden keinen Platz mehr, ihre Häuser wieder aufzubauen. Ist das die Zukunft, auf die wir schauen? Eine Welt, in der ökologische Zerstörung im großen Stil zur Normalität wird? Während wir uns das fragen, weigert sich der australische Premierminister Scott Morrison, die Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels auszuweiten, und zeigt damit, wie die Reichen und Mächtigen den Planeten buchstäblich niederbrennen.« (jh)


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/371816.der-weltenbrand.html?sstr=der%7cweltenbrand

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1767.html
Stand: 24.11.2024 um 02:00:13 Uhr