Kolumne 1.045 vom 25.01.2021: King Trump

25.01.21 (von maj) Trump spielte die Rolle von Amerikas Caligula, jenem römischen Kaiser, der eitel, engherzig, grausam und niederträchtig war. Caligula hasste alle, die ihn nicht bedingungslos verehrten

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 20 vom 25. Januar 2021: Bitte HIER klicken![1]

King Trump
Nach dem Aufstieg Donald Trumps zum US-Präsidenten fielen vor allem zwei Ereignisse besonders auf. Das eine war die Kundgebung weißer Nationalisten im August 2017 in Charlottesville im Bundesstaat Virginia. Hier zeigte sich offen die Fratze des Angst und Furcht verbreitenden weißen Hasses, als Hunderte Neonazis, Faschisten und Anhänger des rassistischen Ku-Klux-Klan durch die Stadt marschierten. Die Antifaschistin Heather Heyer wurde damals ermordet, als einer der Faschisten mit seinem Auto vorsätzlich in die Menge der Gegendemonstranten fuhr. Der Marsch war allem Anschein nach von einem Präsidenten inspiriert, der schon vor seinem Regierungsantritt unter anderem die falsche Behauptung in Umlauf gebracht hatte, der erste schwarze Präsident der Nation, Barack Obama, sei nicht in den USA geboren worden und deshalb unrechtmäßig im Amt.

Wer konnte ahnen, dass vier Jahre später ein weiterer Aufstand weißer Nationalisten und Rassisten ausbrechen würde? Diesmal im Kapitol der Nation, dem Sitz der beiden Parlamentskammern des US-Kongresses. Der Funke, der die Flammen des nationalistischen Aufstands entzündete, war eine weitere falsche Behauptung, nämlich die von der angeblich durch die Demokraten »gestohlenen Wahl« mit dem Ziel, Trumps zweite Amtszeit zu verhindern.

Diese beiden Ereignisse bilden die Klammern der vierjährigen Periode der Präsidentschaft Trumps und entlarven die ganze politische Niedertracht, die er während seiner Amtszeit entfesselte. Sie bieten auch einen tiefen Einblick in das Anspruchsdenken der Weißen und ihren tief empfundenen Glauben, dass der öffentliche Raum nur ihnen gehört. In diesem Bewusstsein griffen sie das Kapitol am hellichten Tage gewaltsam an, zertrümmerten Fensterscheiben und brachen Türen auf. Sie schlugen auf Polizisten ein wie auf Trommeln, verprügelten sie mit ihren Schlagstöcken, Holzknüppeln und Fahnenstangen und stießen sie Treppen hinunter. Und dies alles taten sie vor laufenden Kameras.

Ein Beamter der Kapitolpolizei erklärte später in einem Interview, er sei von »Protestierenden« angegriffen worden, die behaupteten, dass sie auf der Seite der Polizei stünden und sie unterstützten – vor allem natürlich während der Konflikte des vergangenen Sommers mit Gruppen wie »Black Lives Matter«. Der Polizist merkte an, er meine, dass viele der Demonstranten, die das Kapitol gestürmt hatten, unter dem litten, was er »kognitive Dissonanz« nannte. Dieser »Zustand unvereinbarer Gedanken und Empfindungen« erklärt sich, wenn man berücksichtigt, dass sich unter denen, die den Kongress angriffen, aktive und pensionierte Polizisten aus den ganzen USA befanden.

Trump spielte die Rolle von Amerikas Caligula, jenem römischen Kaiser, der eitel, engherzig, grausam und niederträchtig war und die römischen Senatoren brüskierte und demütigte. Caligula, der alle hasste, die ihn nicht bedingungslos verehrten, regierte vier Jahre lang, bis seine Leibwachen von der Prätorianergarde ihn schließlich umbrachten. »King Trump« war zum Ende seiner Amtszeit gegen den Kongress zu Felde gezogen und handelte sich so sein zweites Amtsenthebungsverfahren ein – diesmal wegen »Anstiftung zum Aufruhr«.
Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/395016.king-trump.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel1876.html
Stand: 24.11.2024 um 01:01:07 Uhr