Link zum Artikel in junge Welt Nr. 24 vom 29./30. Januar 2022: Bitte HIER klicken![1]
Gewerkschafter für Mumia Abu-Jamal
Während das Anwaltsteam des inhaftierten US-Journalisten und Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal unentwegt versucht, das vor 40 Jahren gegen ihn ergangene Unrechtsurteil wegen eines ihm untergeschobenen Polizistenmordes juristisch anzufechten und seine Unschuld zu beweisen, nehmen Gewerkschaften einen neuen Anlauf zur Stärkung der internationalen Solidaritätsbewegung für den politischen Gefangenen. Am Dienstag, dem 1. Februar, wird um 22 Uhr unserer Zeit online ein Gewerkschaftsforum stattfinden, das nicht nur die Freilassung Abu-Jamals, sondern aller politischen Gefangenen aus den Kerkern des US-Gefängnissystems fordert.
Die US-Hafenarbeitergewerkschaft ILWU, die südafrikanische Metallarbeitergewerkschaft NUMSA, die Vereinigung der Beschäftigten des Erziehungs- und Bildungssektors OEA im kalifornischen Oakland sowie das Arbeiteraktionskomitee zur Befreiung Mumia Abu-Jamals (LAC), San Francisco, rufen international dazu auf, sich an ihrer Videokonferenz zu beteiligen. An die 100 Organisationen und Individuen unterstützen das Vorhaben. Dazu gehört auch Unite The Union (Unite), die mit 1,4 Millionen Mitgliedern zweitgrößte Gewerkschaft Großbritanniens und Irlands.
Clarence Thomas, pensionierter Sekretär und Schatzmeister der ILWU Local 10, verwies in einer Presseerklärung auf »Mitglieder der Black Panther Party, die seit mehr als einem halben Jahrhundert im Gefängnis sitzen«. Die von »Apartheid und rassistischer Gewalt« geprägte US-Politik zeige sich auch deutlich in der seit 1977 andauernden Haft des indigenen Freiheitskämpfers Leonard Peltier, dessen ruinierte Gesundheit wie bei Abu-Jamal Grund genug für die sofortige Freilassung aus humanitären Gründen wäre. Deshalb müsse die »Arbeiterbewegung eine entscheidende Rolle bei der Freilassung aller politischen Gefangenen spielen«. Ihre »grausame Inhaftierung und Misshandlung« stehe für »das Erbe von Sklaverei und Vernichtung der indigenen Ureinwohner«.
Die Videokonferenz knüpft an beeindruckende Kampagnen der Gewerkschaftsbewegung an. So an die 1999 von der OEA initiierte Kampagne gegen die rassistische Todesstrafe, als in Pennsylvania zum zweiten Mal nach 1995 die Hinrichtung Abu-Jamals drohte. Gegen die protestierte am 24. April 1999, dem 45. Geburtstag des Bürgerrechtlers, auch die ILWU, indem sie einen Tag lang alle Häfen an der Westküste der USA bestreikte. In San Francisco führten die Hafenarbeiter einen Marsch von 25.000 Menschen an, die skandierten: »Ein Angriff auf einen von uns ist ein Angriff gegen uns alle – Freiheit für Mumia!«
Als Journalist war Abu-Jamal seit den 1970er Jahren gewerkschaftlich orientiert. Kurz vor seiner Verhaftung im Dezember 1981 wurde er wegen seiner engagierten Arbeit als investigativer Radiojournalist zum Vorsitzenden der National Association of Black Journalists in Philadelphia gewählt. In der Haft schloss er sich der National Writers Union (NWU) an. Die landesweit in 17 Ortsgruppen organisierte US-Autorengewerkschaft unterstützte ihr Mitglied entschlossen, als der kranke Gefangene 2015 in eine lebensbedrohliche Krise geriet. Alle NWU-Ortsgruppen verabschiedeten einstimmig eine »Resolution zur Rettung des Lebens von Mumia Abu-Jamal vor medizinischer Vernachlässigung« und forderten »in Anbetracht der umfangreichen Beweise für Abu-Jamals Unschuld und seine unrechtmäßige Inhaftierung« seine sofortige Freilassung.
Weder das »Justizsystem noch irgend jemand im US-Kongress« besitze die Macht und den Willen, die politischen Gefangenen zu befreien«, heißt es nun von der neuen Gewerkschaftsinitiative. Die Antwort müsse »aus den Gewerkschaftshäusern, aus den Produktionsstätten und von der Straße« kommen. Es sei »die Aufgabe der multiethnischen, nach Millionen zählenden starken internationalen Bewegung der Werktätigen, Mumia Abu-Jamal und alle antirassistischen und antiimperialistischen Freiheitskämpfer zu befreien«. Jack Heyman, Mitorganisator früherer ILWU-Streiks, präzisierte: »Die Hafenarbeiter haben die Macht, ihre Freiheit zu erringen, indem sie den internationalen Handel lahmlegen.«
Jürgen Heiser
Onlineregistrierung Videokonferenz: bit.ly/iwa-2022[2]