Kolumne 1.092 vom 13. Februar 2023: Helfen, lieben, kämpfen

13.02.23 (von maj) Die Frauen der Black Panther Party

Mumia Abu-Jamal * Link zum Artikel in junge Welt Nr. 37 vom 13. Februar 2023: Bitte HIER klicken![1]

Helfen, lieben, kämpfen
Nach mehr als einem halben Jahrhundert ist es an der Zeit, endlich öffentlich die weiblichen Mitglieder zu würdigen, die der Black Panther Party (BPP) mit Herz, Würde und Ausstrahlung gedient haben. Natürlich haben sie nicht nur der Partei gedient, sondern viel wichtiger war, dass sie ihrem Volk gedient haben. In einer Reihe von Hilfsprogrammen arbeiteten sie tagtäglich daran, das menschliche Leid der schwarzen Bevölkerung zu lindern.

Eine der aktiven Schwestern, Naima Major, hatte gerade erfolgreich die High School abgeschlossen und war aufs College gewechselt, als sie die Entscheidung traf, sich voll und ganz den Black Panthers von San Francisco anzuschließen und ihr Studium am College abzubrechen. Majors Erfahrungen stehen stellvertretend für Tausende junger Brüder und Schwestern, die von der Sehnsucht erfüllt waren, Teil einer revolutionären Bewegung zu sein. Über die Erfahrungen dieser Zeit schreibt sie:

»Der schwarzen Revolution und dem Zehn-Punkte-Programm der Partei ergeben, begann ich mit meinem Baby im Tragetuch die harte Communityarbeit, die allen Panthern abverlangt wurde. Ich mobilisierte Frauen, die arm waren wie ich selbst, trug meinen Teil zur Planung und Unterstützung von freien Schulen bei, schrieb Briefe für Menschen, die nicht schreiben konnten, forderte angemessenen Wohnraum für Menschen, die Angst vor ihren Vermietern hatten, half dabei, die Zeitung The Black Panther zu verbreiten, war Gesundheitskader, Ernährungskader, einfach alles. Ich machte auch gefährliche Arbeit und studierte Hegel, Marx, Lenin, Fanon, Mao, wie eine religiöse Eifererin, meistens gemeinsam mit meinen Brüdern. Ich stritt mit ihnen über Bakunin und Stalin. Die einzige Frau in unserer Gruppe zu sein – Mann weg, Baby an der Brust – war kein Grund, mich zu schonen, aber belästigt hat mich auch keiner. Ich musste lernen, was meine Brüder lernten.« Soweit Genossin Schwester Naima Major von der Ortsgruppe San Francisco der Northern California Black Panther Party. Das Zitat stammt aus meinem Buch »We Want Freedom – A Life in the Black Panther Party« (hier zitiert nach der deutschen Edition – der Übersetzer).

In jüngster Zeit halten es Wissenschaftler für angebracht, über eine der radikalsten Gruppen des 20. Jahrhunderts, die Black Panther Party, zu forschen und zu schreiben. Welche Rolle spielten die Frauen in der BPP? Ganz sicher spielten sie eine zentrale Rolle. Frauen stellten die Mehrheit der Parteimitglieder. In dem 2022 erschienenen Fotoband »Comrade Sisters: Women of the Black Panther Party« von Stephen Shames und Ericka Huggins schreibt Angela Davis, die mit der Partei in Los Angeles zusammenarbeitete, dass 66 Prozent der Parteimitglieder Frauen waren. Stellt euch das vor, 66 Prozent! Bislang hat es kein Film gewagt, diese Realität auch nur annähernd darzustellen, oder?

Und wenn man sich das vergegenwärtigt, wer hat dann wohl die meisten Hilfsprogramme im Dienste der schwarzen Gemeinschaft auf die Beine gestellt? Natürlich waren es die Frauen, die das möglich gemacht haben. Und sie tun es auch heute noch. Sie hauchen den Familien Leben ein, und es sind immer noch vor allem sie, die heilen, helfen, lieben und kämpfen. Sie bereichern unser Heute genauso, wie sie schon unser Gestern bereichert haben.
Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] https://www.jungewelt.de/artikel/444748.helfen-lieben-k%c3%a4mpfen.html

Ausdruck von: http://freedom-now.de/news/artikel2052.html
Stand: 24.11.2024 um 02:15:00 Uhr