Link zum Artikel in junge Welt Nr. 269 vom 18./19. November 2023: Bitte HIER klicken![1]
An der Seite Palästinas
Wie in ganz Lateinamerika ist auch in der Karibikinsel Puerto Rico die Solidarität mit der Bevölkerung Palästinas angewachsen. Unter dem Slogan »Puerto Rico an der Seite von Palästina« fand am Sonntag die bislang größte Demonstration eines breiten Bündnisses in der Hauptstadt San Juan statt.
Unter Beteiligung zahlreicher Palästinenser, die im puertoricanischen Exil leben, zog die Menge vom Kapitol, dem Regierungsgebäude Puerto Ricos, zum US-Bundesgericht in der Altstadt von San Juan, um den »Völkermord im Gazastreifen« anzuprangern. Laut einem Bericht des venezolanischen Senders Telesur stachen aus dem Meer palästinensischer Flaggen Transparente mit Parolen wie »Freiheit für Palästina«, »Stoppt das Töten von Kindern« und »Das ist kein Krieg, sondern Völkermord« heraus. In Kundgebungsbeiträgen wurden insbesondere die Angriffe des israelischen Militärs auf die nur im Notbetrieb arbeitenden Hospitäler in Gaza verurteilt.
»Die Palästinenser sind seit mehr als vier Wochen Opfer eines mörderischen Bombardements durch die Armee des Staates Israel«, sagte Ricardo Santos Ortiz, Sprecher des Palästina-Solidaritätsnetzwerks von Puerto Rico. In dieser humanitären Krise sei »die klare Absicht einer ethnischen Ausrottung« erkennbar. »Daher halten wir die Solidarität der ganzen Welt und Puerto Ricos, das ebenfalls ein besetztes Land ist, für dringend erforderlich«, so Santos Ortiz. Die Organisation Feminist Collective forderte »zur Befreiung aller unterdrückten Völker von Puerto Rico bis Palästina« auf und erklärte: »Unsere historische Realität als kolonisiertes Volk, das unter dem imperialistischen Joch der USA leben muss«, erfordere »eine klare und energische Haltung zugunsten des um seine Freiheit kämpfenden palästinensischen Volkes«.
Laut Claridad, der Zeitung der puertoricanischen Unabhängigkeitsbewegung, fand bereits am ersten Novemberwochenende zum »Internationalen Solidaritätstag für Palästina«, eine Mahnwache vor dem Kapitol in San Juan statt. Aufgerufen hatte ein Bündnis von Organisationen, das mit dem Slogan »Vom Fluss bis zum Meer – Palästina wird frei sein« eine solidarische israelisch-palästinensische Gesellschaft proklamierte. Sprecher der palästinensischen Community verurteilten in Redebeiträgen »den Völkermord im Gazastreifen«. Yahya Masalmah schilderte laut Claridad eindringlich »sowohl die aktuelle Situation als auch die über 70 Jahre, in denen die Palästinenser unter der Aggression des Staates Israel leben«. Masalmah rief zu einer Schweigeminute für die palästinensischen Kinder auf, »die durch die anhaltenden Angriffe der israelischen Armee im Gazastreifen ums Leben kommen«. Danach kletterte ein Aktivist auf einen Fahnensockel vor dem Kapitol und ersetzte die US-Flagge unter dem Beifall der Menge durch die Flagge Palästinas.
In einer gemeinsamen Erklärung forderten die beteiligten Organisationen einen »sofortigen Waffenstillstand und ein Ende des Massakers an der Zivilbevölkerung« Sie betonten die »unumstößlichen Prinzipien der Solidarität, der Würde und der sozialen Gerechtigkeit für alle Menschen« und verurteilten »die Greueltaten des zionistischen Staates Israel an den Menschen in Palästina als Verbrechen gegen die Menschheit«. Palästina verteidige »sein Existenzrecht, das der Staat Israel ihm verweigert, indem er eine Politik der Ausrottung und der völligen Entwürdigung dieses Volkes« betreibe.
Die Solidarität mit Palästina hat auch unter den 3,5 Millionen Menschen der puertoricanischen Diaspora in den USA eine lange Tradition. So waren am 4. November unter den 300.000 Demonstranten bei der größten propalästinensischen Mobilisierung in der US-Geschichte in Washington, D. C. große Kontingente der puertoricanischen Unabhängigkeitsbewegung vertreten. Bereits im Juni 2017 hatte die US-Website Mondoweiss »die tiefe Verbundenheit der palästinensisch-puertoricanischen Solidarität« herausgestellt. Auf den jährlichen Paraden zum »Puerto Rican Day« in New York City würden sich »viele Palästinenser den Tausenden von Puertoricanern, Indigenen und Schwarzen anschließen, um ihre Solidarität mit dem antikolonialen Kampf in Puerto Rico zu bekräftigen«.
Jürgen Heiser