Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 245 – 20./21. Oktober 2012
Es ist recht mühsam, allen Wahlkampfdebatten der US-Politiker in diesen Tagen zu folgen. Ich habe mittlerweile so viele dieser Debatten gesehen, daß sie in meiner Vorstellung zu einer einzigen zusammenfließen. Letzten Endes sind diese Diskussionen jedoch nichts als PR-Veranstaltungen und Massenmanipulation. Politiker setzen sie gezielt als Instrumente ein, um ein bestimmtes Image von sich zu verbreiten. Diese Veranstaltungen sind das kommerzielle Produkt von Werbe- und Imageberatern, in den USA »spin doctors« genannt.
Politiker sind nicht wirklich die herrschende Klasse, sie stehen vielmehr in Diensten dieser Reichen und Superreichen. Die von ihnen getragene politische Struktur ist nichts als eine Maschinerie zum Schutz der wohlhabenden Klasse, die über die gesellschaftlichen Produktionsmittel verfügt. Und uns, dem großen Rest, ist die Rolle zugedacht, als Rädchen dieser Maschine zu funktionieren.
Es gab eine Zeit, da genoß der US-amerikanische Mittelstand einen besonderen Schutz. Man bewahrte ihn vor den tosenden Stürmen des Auslandskapitals. Aber dank der kapitalistischen Globalisierung gehört diese Welt der Vergangenheit an. Der US-Mittelstand mit seinen besonderen Einkommens- und Pensionsvorteilen ist entbehrlich geworden. Die global herrschende Klasse braucht den Mittelstand nicht mehr, der ihr nur die Profite schmälert.
Das ist die Situation, mit der wir heute konfrontiert sind. Und keine noch so schlaue Antwort in irgendeiner dieser Wahlkampfdebatten wird daran etwas ändern. Vor allem dann nicht, wenn NAFTA, das Nordamerikanische Freihandelsabkommen, das zur Vernichtung von Arbeitsplätzen in den USA und zu ihrer Auslagerung in Billiglohnländer führt, in diesen Debatten nicht einmal erwähnt wird.
Übersetzung: Jürgen Heiser