Kolumne # 621 vom 17.11.2012: Haß auf Schwarze

17.11.12 (von maj) Oaklands Polizei terrorisiert Bevölkerung. Politisch Verantwortliche schweigen dazu

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 268 – 17./18. November 2012

Seit Jahrzehnten verbreitet das Oakland Police Department unter der Bevölkerung der kalifornischen Stadt Angst und Schrecken. Diese Institution ist so gefürchtet, weil sie viele ihrer Beamten in den US-Südstaaten rekrutiert. Und diese Polizisten mißbrauchen ihren Dienst dazu, ihren Haß auf Schwarze auszuleben, und gehen gewohnheitsmäßig mit Repression und Gewalt gegen sie vor.
Für kurze Zeit konnte die landesweit agierende Black Panther Party dem einen Riegel vorschieben, als sie Ende der 1960er Jahre vor Ort präsent war und Widerstand gegen die wiederholten Polizeiübergriffe auf schwarze Einwohner Oaklands leistete. Aber seitdem die Black Panther Party nicht mehr existiert, ist die Repression auch nach Oakland zurückgekehrt. Die Familie von Alan Blueford mußte das auf schreckliche Weise am eigenen Leib erfahren: Am 6. Mai 2012 wurde der 18jährige Alan von Miguel Masso, einem Beamten des Oakland Police Department, durch drei Schüsse aus seiner Dienstwaffe erschossen.
Alan war einer von unzähligen jungen Leuten, die von der Polizei permanent dem Terror ihrer »Stop And Frisk«-Taktik unterworfen werden, das heißt, sie müssen überall und jederzeit damit rechnen, angehalten und gefilzt zu werden. Alan hatte zu Recht Angst davor. Als er und zwei seiner Freunde von Miguel Masso und einem weiteren Polizeibeamten kontrolliert werden sollten, reagierte Alan instinktiv und lief weg. Masso nahm die Verfolgung auf und machte Jagd auf ihn. Und schließlich tötete Masso ihn. Alans letzte Worte sind durch mehrere Zeugen belegt: »Ich habe nichts getan.«
Alans Eltern, Jeralyne und Adam Blueford, verlangen seitdem von den Behörden Aufklärung, was genau mit ihrem Sohn geschehen ist. Aber alles, was sie von der Polizei zu hören bekommen, sind Lügen. Die Angaben über den Ablauf der Geschehnisse sind mindestens ein halbes Dutzend mal geändert worden. Die politisch Verantwortlichen in Oakland haben den Eltern viel versprochen, aber nichts davon gehalten. Wenn Politiker vor der Alternative stehen, sich entweder für ihre Wähler einzusetzen oder für die Polizei, dann entscheiden sie sich grundsätzlich immer für letztere. Deshalb haben die Bluefords von denen, die einen Eid darauf geleistet haben, sie zu vertreten, nur Ausflüchte zu hören bekommen. Oder schlimmer noch: Es herrschte Schweigen. Das Oakland Police Department verfügt über sehr viel Geld und Macht. Und wann hat man schon je irgendeinen Politiker erlebt, der jenen, die diese Kombination von Vorteilen vorweisen können, den Rücken gekehrt hätte?
Alans Familie läßt sich jedoch weder von der Repressionskampagne der Polizei noch von der Untätigkeit der Politik unterkriegen und organisiert seit Monaten den Widerstand. »Alan kann nicht mehr sprechen, deswegen spreche ich für ihn«, erklärte seine Mutter Jeralyne jüngst auf einer Protestkundgebung vor einer Polizeiwache. Weiter sagte sie: »Es ist die Aufgabe der Polizei, für die Bevölkerung da zu sein und sie zu schützen, aber weder war sie für mich da, noch hat sie Alan beschützt. Deswegen verlangen wir Gerechtigkeit!«

Übersetzung: Jürgen Heiser

Info: http://justice4alanblueford.org[1]


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[1] http://justice4alanblueford.org

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Stand: 24.11.2024 um 00:47:45 Uhr