Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 274 – 24./25. November 2012
Wieder einmal hat Israel zugeschlagen und Gaza bombardiert, einen seiner schwächsten arabischen Nachbarn, den die stärkste Militärmacht im Nahen Osten leicht in arge Bedrängnis bringen kann. Und wieder gaukeln die USA vor, eine neutrale Rolle zu spielen, während sie in Wahrheit nur eine Seite bewaffnen und schützen und gegen die andere mit dem zweischneidigen Schwert des Krieges und der Propaganda zu Felde ziehen.
Araber zu sein – wie die Palästinenser – ist besonders nach 9/11 in der öffentlichen Meinung der USA gleichbedeutend mit dem Bösen schlechthin, was zwingend die Schlußfolgerung nach sich zieht, daß die Israelis die Guten sein müssen. Und genauso führen die Konzernmedien den Konflikt auch öffentlich vor – als Drama. Aber der Staat Israel ist in dieser Auseinandersetzung nicht der schwache David, sondern ein bis an die Zähne bewaffneter Goliath im glänzenden Harnisch, dazu fähig, jeden seiner Nachbarn zu schlagen. In der Tat ist Israel die einzige Atommacht des Nahen Ostens, auch wenn das öffentlich niemand zugeben will.
Das bedrängte Palästina ist leichte Beute für die Hyänen, weil die US-Regierung mit jährlich über fünf Milliarden US-Dollar die israelische Armee in Form hält. Israels Armee ist eine der stärksten der Welt. Sie verfügt über 3501 Kampfpanzer, etwa 400 Kampfjets und andere Militärflugzeuge, außerdem stehen 175000 Soldatinnen und Soldaten unter Waffen. Die israelische Armee ist ein moderner Goliath, aufgeputscht mit den Anabolika der US-Militärhilfe.
Der Gazastreifen ist von der Fläche her so groß wie Detroit, hat aber mehr als zweimal so viele Einwohner wie das Zentrum der US-Automobilindustrie. Gaza, das seit 1967 unter israelischer Besatzung steht, ist Teil der Palästinensischen Autonomiegebiete. Seine Wirtschaft, die Freizügigkeit seiner Bevölkerung, die Versorgung mit Trinkwasser und seine Kontakte zum Ausland werden vom israelischen Staat kontrolliert und eingeschränkt. Das ist der Grund, warum Gaza und das Westjordanland von vielen als Freiluftgefängnisse angesehen werden. Kerkermeister ist der israelische Staat, und die USA leisten ihm Beistand. Wenn dann die Kriegshandlungen eingestellt werden und wieder viele Menschenleben zu beklagen sind, wird der mögliche Frieden, der dann entsteht, nur ein fauler Frieden sein – nichts als ein Auftakt für den nächsten Krieg.
Übersetzung: Jürgen Heiser