Kolumne # 641 vom 6.04.2013: Am längsten im »Loch«

06.04.13 (von maj) Von dem schwarzen Freiheitskämpfer Russell Maroon Shoatz ist das erste Buch erschienen

Mumia Abu-Jamal * junge Welt Nr. 80 – 6./7. April 2013

Sofern die normalerweise gut unterrichteten Kreise hier im Gefängnis auch diesmal richtig liegen, wurde der schwarze Freiheitskämpfer, Historiker und neuerdings auch Buchautor Russell Maroon ­Shoatz gerade aus den Kerkern des Hochsicherheitsgefängnisses SCI Greene in Westpennsylvania verlegt und befindet sich nun im Mahanoy-Gefängnis in Frackville, Ostpennsylvania. Maroon, der die zweifelhafte Ehre hat, derjenige Gefangene in Pennsylvania zu sein, der am längsten im »Loch« isoliert war – fast 36 Jahre! –, ist jetzt 69 Jahre alt. Mit Ausnahme einer kurzen Unterbrechung im Jahr 1986 hat Maroon fast sein gesamtes Leben hinter Gittern in den Isolationslöchern der Staatsgefängnisse von Huntingdon, Western, Greene und nun Mahanoy verbracht.
Sein endlos langer Weg durch die Isolationstrakte begann bereits 1977. Heute, 36 Jahre später, läßt man ihn immer noch nicht aus dem Loch heraus, obwohl seine Gefangenenakte seit zehn Jahren keine neuen Einträge von sogenanntem Fehlverhalten aufweist. Wie es der Zufall will, fällt seine aktuelle Zwangsverlegung mit dem Erscheinen seines ersten Buches zusammen. Unter dem Titel »Maroon The Implacable – The Collected Writings of Russell Maroon Shoatz« (dt.: »Maroon der Unversöhnliche«) wird es in diesem Monat von Quincy Saul und Fred Ho bei PM-Press in Oakland, Kalifornien, herausgebracht. Der bekannte Dichter Amiri Baraka nannte das Buch eine Handlungsanleitung für alle, die wissen wollen, wie man in den imperialistischen USA Revolution macht.
Maroons Schriften sind viele Jahre lang in wenig bekannten Broschüren und Publikationen kleiner anarchistischer Verlage und Gruppen erschienen. Sein neues Buch faßt viele dieser Schriften seines Werkes zusammen und macht sie dadurch einem größeren und hoffentlich stärker interessierten und engagierten Publikum zugänglich.
Als ich aus dem Todestrakt in den Normalvollzug verlegt wurde, hatte ich ein paar Tage lang Gelegenheit, mit Maroon zu reden, ihm zuzuhören und seinen Scharfsinn und seinen flinken Verstand zu bewundern. Er sprach über Politik, das aktuelle Zeitgeschehen und neue Trends, die sich hier im Land und in aller Welt am Horizont abzeichnen. Wer möchte, kann nun bald »Maroon The Implacable« lesen und an Maroons Gedankenwelt teilhaben. Dieses Buch wird sicherlich auch dazu beitragen, die Bewegung anzufeuern, die dafür eintritt, Maroon endlich aus der Isolation zu holen und hoffentlich auch das große Gefängnistor zu öffnen, auf daß er endlich seinen Schritt in die Freiheit machen kann.

http://russellmaroonshoats.wordpress.com/[1]

Übersetzung: Jürgen Heiser


Links im Artikel: 1
[1] http://russellmaroonshoats.wordpress.com/

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Stand: 24.11.2024 um 01:39:11 Uhr